Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Igor Haritanovich
Eigentlich trinke ich keinen. Und ich wรผrde nicht sagen, dass ich ihn mag oder gar ohne ihn nicht leben kรถnnte. In der von meinem Backwarengeschรคft des Vertrauens eigens fรผr mich hergestellten Dareichungsform โLatte Macchiatoโ allerdings, versรผรt mit einem ordentlichen Schuss, einem wirklich ordentlichen Schuss Karamellsirup genieรe ich ihn auf meiner tรคglichen Heimfahrt in selig machenden kleinen Schlucken. Und weil ich dieses Glรผcksgefรผhl auch zuhause erleben wollte, erwarb ich ein technisches Wunderwerk, das ein solches Heiรgetrรคnk auf Knopfdruck herstellen kann. Das Dumme an der ganzen Sache: Ich bin zu bequem selbst tรคtig zu werden und zelebriere folglich weiterhin die To-Go-Variante. Den Bรคcker freut es, die Maschine schweigt, vermutlich ein wenig beleidigt.
162 Liter trinken die Deutschen im Durchschnitt pro Jahr und Kopf von ihm, kein anderes Getrรคnk รผbertrifft in unserem Land die Bestmarke, welche der Kaffee hier setzt. Wie gesund er ist, das zu beurteilen bedarf wohl einer differenzierten Betrachtung. In jedem Fall รผberwiegen rein subjektiv bei den meisten Menschen die Vorteile: Sie fรผhlen sich wacher, kรถnnen sich besser konzentrieren. Schweizer Wissenschaftler aus Basel haben unlรคngst einen Blick in unsere Kรถpfe gewagt, um zu schauen, wie sich Kaffee auf das Gehirn sowie seine Struktur auswirkt und auch die Qualitรคt unseres Schlafes mit und ohne Koffein wurde untersucht.
Das Setting des Experiments: Ein Teil der Probanden erhielt Koffeintabletten fรผr einen gewissen Zeitraum, eine Vergleichsgruppe spรคter nur ein Placebo. Im Fokus der Studie zum einen: Die sogenannte โGraue Substanzโ, die aus Nervenzellen besteht und mit der viele Funktionen des Hirns und des zentralen Nervensystems gesteuert werden. Ergebnis: Koffein reduziert fรผr den Zeitraum der Einnahme das Volumen eben dieser grauen Substanz. Dieser Prozess zeigte sich allerdings als reversibel, wenn die Versuchsteilnehmer 10 Tage kein Koffein mehr zu sich nahmen. Was zum anderen die Auswirkung des Wachmachers auf die Schlafqualitรคt der Probanden anging, so zeigte sich, dass der Kaffeegenuss folgenlos blieb.
Resรผmee: Kaffee schadet tendenziell nicht. Allerdings heiรt es weiter forschen. So erklรคrten die Wissenschaftler denn auch, den beobachtbaren รnderungen von Gedรคchtnisleistungen durch den Koffeinkonsum in Zukunft auf die Spur kommen zu wollen. Bis dahin gilt, was ohnehin bei der Aufnahme von Nahrung und Flรผssigem immer geboten ist: Ein moderater Umgang.


