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Inklusiver Arbeitsmarkt

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Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Marcus Aurelius

Schlichtweg nicht nachvollziehbar ist folgende Position: Dass behinderte Menschen Schwierigkeiten beim Finden einer Beschรคftigung haben, ist im Wesentlichen ein Vermittlungsproblem und liegt nicht an den Unternehmen. Mit dieser Begrรผndung stimmte die CDU-Fraktion vergangenen Freitag gegen einen Entwurf, der dennoch den Bundestag erfolgreich passierte. Kernelement der Novelle mit dem Titel: Gesetz zur Fรถrderung eines inklusiven Arbeitsmarktes ist:

Wer behinderte Menschen zukรผnftig nicht im geforderten Umfange beschรคftigt, der muss nunmehr eine Ausgleichsabgabe in Hรถhe von 720 โ‚ฌ monatlich zahlen. Dies gilt pro Pflichtarbeitsplatz fรผr Betriebe ab 60 Arbeitnehmer: Innen. Eine Firma dieser GrรถรŸe mรผsste zwei Menschen mit Inklusionsbedarf beschรคftigen. Tut sie dies nicht, betrรคgt die zu entrichtende Ausgleichsabgabe folglich 1.440 โ‚ฌ. Im gleichen Zuge entfรคllt das bislang zu bezahlende BuรŸgeld von 10.000 โ‚ฌ, das zu entrichten war, wenn der Betrieb keinen behinderten Menschen beschรคftigte.

Schauen wir genauer in den Entwurf. Neben der Verdoppelung der Abgabe und des Entfalls des BuรŸgeldes, was steht noch darin? Die durch die Novelle erzielten finanziellen Mittel sollen hauptsรคchlich zum Zwecke von beschรคftigungsfรถrdernden MaรŸnahmen fรผr Menschen mit einer Behinderung ausgegeben werden. Darรผber hinaus: Wurden Anspruchsleistungen beim Integrationsamt beantragt, so gelten diese โ€“ wenn innerhalb von 6 Wochen kein Bescheid zugestellt wird โ€“ als genehmigt. Die Deckelung des Lohnkostenzuschusses beim Budget fรผr Arbeit wird aufgehoben und ein Sachverstรคndigenbeirat Versorgungsmedizinische Begutachtung beim Bundesministerium fรผr Arbeit und Soziales soll eingerichtet werden.

Die Idee hinter der ร„nderung, so der zustรคndige Minister, Hubertus Heil, ist es Menschen in den Arbeitsmarkt leichter zu integrieren, die hochqualifiziert seien, aber aufgrund ihrer Behinderung keine Beschรคftigung finden wรผrden. Dies, so Heil, sei รถkonomischer Unfug und in Zeiten von Fachkrรคftemangel nicht vertretbar. Eine nachvollziehbare Position, ist doch der Anteil der nach Arbeit suchenden behinderten Menschen mit einer abgeschlossenen Ausbildung recht hoch.

Kritik am Gesetz kommt von den Linken: Wรคhrend die gezielte Verwendung der bei den Unternehmen erhobenen Ausgleichsabgabe ausdrรผcklich gelobt wird, weist man gleichzeitig  darauf hin, dass immer noch zu wenig fรผr behinderte und chronisch Kranke Langzeitarbeitslose getan werde.

Und die Betroffenen selbst? Dass etwas in Bewegung gerรคt, wird gelobt. Ottmar Miles-Paul, er ist Sprecher der Liga Selbstvertretung stellt heraus, dass die Ausgleichsabgabe immer noch zu gering sei und kritisiert Sonderbedingungen fรผr kleine Betriebe, die unter den bislang nicht beschรคftigenden Unternehmen in der Tat einen Anteil von รผber 90 % haben.

Eine gute Gesellschaft, man kann sie auch daran erkennen, wie sie mit Menschen umgeht, die Hilfe, Unterstรผtzung oder einfach nur einen Nachteilsausgleich benรถtigen, um ihren Platz zu finden, eben auch in der Arbeitswelt. Das Gesetz erscheint mir zwar ein Schritt in die richtige Richtung zu sein, aber solange der Wert eines Mitarbeiters durch das eindimensionale Primat einer einzigen Kategorie von Leistung bestimmt und nicht der Mensch mit all seinen Begabungen, Fertig- und Fรคhigkeiten gesehen wird, sind wir von so etwas wie Gleichberechtigung noch zu deutlich entfernt.

Die Konzentration auf vermeintliche Defizite macht es schwer. Es ist nicht die Aufgabe des behinderten Menschen der Gesellschaft und dem Wirtschaftssystem gerecht zu werden. Ziel der Politik muss es sein, die Entstehung eines Arbeitsmarktes fรผr alle voranzubringen, um langfristig von einem Alimentationssystem weg hin zu echter Partizipation auch der Menschen zu kommen, denen eine vollstรคndige und gleichgestellte Beteiligung am Erwerbsleben bislang ganz oder partiell versagt war.