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Wo Meinungen aufeinander treffen

Und nun die Bibel

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Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

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Gegrรผndet wurde er von den Mormonen. Die Hauptstadt ist Salt Lake City. Man hat sogar eine eigene Staatswaffe, den Colt M1911. Namensgebend war das Volk der Ute, das auch heute noch dort lebt. Der Bundesstaat Utah, um den es hier heute geht, ist umgeben von Nevada, Idaho, Wyoming, Colorado, New Mexiko und Arizona. 3,2 Millionen Einwohner leben dort. Fast 90 % von ihnen sind WeiรŸe. Und die Menschen in Utah mรถgen Kinder, die Fertilitรคtsrate liegt bei 2,29 Nachkommen pro Frau.

Die Verfassung betont die Trennung von Staat und Kirche. Man hatte Sorge, dass die Mormonen, sie stellen heute noch einen Anteil von รผber 62 % an der Bevรถlkerung, zu viel Einfluss ausรผben. Die Wohnstruktur ist lรคndlich, politisch sind die Republikaner fรผhrend. Fรผr diese sind religiรถse Werte von besonderer Bedeutung. Die Familie steht im Mittelpunkt ihrer Vorstellung vom Zusammenleben in einer Gesellschaft. Wikipedia-Wissen Ende.

Immer eine gute Idee ist es, sich zu informieren. รœber Utah ein wenig zu wissen, das schadet besonders dann nicht, wenn es zum Verstรคndnis dessen beitrรคgt, was dort gerade geschieht. รœber den Kulturkampf in den USA haben wir hier bereits berichtet und das Thema in einigen Beitrรคgen immer wieder gestreift. Ein Mittel, dessen sich die regierenden konservativen Krรคfte gerne bedienen, ist der Eingriff ins Bildungswesen. Konkreter: Bestimmen, was thematisiert wird und Einfluss darauf nehmen, was ein inhaltliches Tabu sein soll. Darum geht es. In Utah wurde im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet, dass es erlaubt, Bรผcher und Filme mit โ€žpornografischen und unanstรคndigen Inhaltenโ€œ aus den Schul-bibliotheken und dem Unterricht zu verbannen.

Alles, was vorliegen muss, damit nicht Erwรผnschtes aus den Schulen verschwindet, ist eine Beschwerde. Sodann entscheidet ein Komitee darรผber, wie zu verfahren ist. Auf diesem Weg รผbermittelte Bedenken gegenรผber Bรผchern gab es bislang reichlich, nicht nur in Utah. Eine Analyse von 1065 Missbilligungen solcher Art aus 37 Bundesstaaten โ€“ die meisten von immer den gleichen elf Verfassern zu Papier gebracht โ€“ kommt zu folgendem Ergebnis: Die Schreibenden wenden sich gegen Literatur, in denen es um mehr Toleranz im Miteinander geht.

Eine Beschwerde, sie richtete sich gegen ein Buch, von dem man nicht vermutet hรคtte, dass es auf den Index kommt: Die Bibel. Ein Schulbezirk, Davis County unweit von Salt Lake City, verbot das fรผr Christen zentrale Werk. Aus Grund- und Mittelschulen musste es nun entfernt werden. Und dass, obwohl das verantwortliche Komitee keinen grundsรคtzlichen GesetzesverstoรŸ erkannte. Aber: Sicher ist eben sicher.

Ausgangspunkt der erfolgreichen Beschwerde war der ร„rger von Eltern, die das Gesetz aus 2022 deutlich kritisierten. Diese fragten, warum nicht eines der โ€žsexgeladensten Bรผcher รผberhauptโ€œ verboten werde. Ein Werk, welches sich mit Themen wie โ€žInzest, Masturbation, Sex mit Tieren, Prostitution, Genitalverstรผmmelung, Oralverkehr, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindesmordโ€œ beschรคftige.

Als nรคchstes geht es wohl dem โ€žBuch der Mormonenโ€œ an den Kragen. KSL, ein lokaler Fernsehsender, berichtet davon, dass am letzten Freitag eine entsprechende Beschwerde vorgelegt wurde. Zudem reichte man eine weitere Eingabe bezรผglich der Bibel ein. Ziel ist die Entfernung der Werke aus allen Schulen des betroffenen Distrikts, also auch aus High-Schools.

Den Eltern, die das Bibelverbot ausgelรถst hatten, ging es um Protest. Sie wollten ihrem ร„rger รผber das Verschwinden von immer mehr Bรผchern aus Schulen Luft machen. Und die Liste der Literatur, die nicht mehr gelesen werden soll, sie ist lang. Wie man auf der Internetseite von Pen America erfahren kann, sind es mittlerweile 52 Bรผcher, welche im grรถรŸten Schuldistrikt Utahs verboten wurden. LGBTQ+ -Figuren bzw. entsprechende Themen werden in einem Teil dieser Werke berรผhrt.

Ein erstes kleines Licht des Widerstands am Horizont der Vernunft, auch hierรผber informiert Pen America, ist die Entscheidung des School Boards von Alpine. Man werde aus Grรผnden der Meinungsfreiheit die Bรผcher nicht entfernen, sondern lediglich vorรผbergehend in einen geschรผtzten Bereich stellen. Ob die Kinder an die Literatur herankommen, darรผber wรผrden dann die Eltern entscheiden.

Utah, wir erfuhren es eingangs, geprรคgt durch die glaubenstreuen Mormonen, politisch gefรผhrt von den Republikanern. Ein Bundesstaat mit einer eher lรคndlichen Struktur. In einer solchen Umgebung, der in den meisten Fรคllen schon eine konservative DNA zu eigen ist, gibt es oft ein klares Feindbild: Alles, was vom Glaubens- und Familienideal abweicht, was Werte des Liberalismus reprรคsentiert, stellt eine Bedrohung dar. Wenn eine solche Haltung politisch angefeuert und somit verstรคrkt wird, dann mรผndet die so begรผnstigte schon bestehende Abwehrhaltung schnell in Verbote und Ausgrenzungen. Und das ist meist erst der Anfang.

Es kรถnnte so einfach sein. Leben und leben lassen. Menschen so zu respektieren, wie sie sind. Dies kann nur gelingen, wenn man die eigenen Werte nicht รผber die der anderen stellt. Toleranz und dann Akzeptanz. Diese Grundsรคtze sind es, die eine Gesellschaft benรถtigt, deren hรถchstes Ziel immer Zusammenhalt sein muss und nicht die stetige Suche nach Trennendem. Darauf hinzuwirken und Interessen zusammenzufรผhren, Unterschiede zuzulassen, wรคre zunรคchst die Aufgabe der Politik. So, wie es sich jetzt darstellt, sind die meisten Republikaner im Moment weit davon entfernt. Und nicht nur in Utah, auch in Florida hat man einen vergleichbaren Weg eingeschlagen.

Der Kulturkampf im heutigen Amerika โ€“ gerade auch durch das Warmlaufen fรผr die US-Prรคsidentschaftswahl angefeuert โ€“ geschieht auf Kosten derer, die eine Gesellschaft besonders schรผtzen sollte, da ihre soziale Stellung noch hรถchst fragil und ungesichert ist. Und es geschieht auf Kosten der nรคchsten Generation. Ihnen vorzuenthalten, wie vielfรคltig unser Zusammenleben sein kann, macht sie nicht zu toleranten, weltoffenen Menschen. Das ist intendiert und gleichzeitig gefรคhrlich, denn ein friedliches Zusammenleben, es wird so immer schwerer.