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Wo Meinungen aufeinander treffen

Nochmal der Kompromiss

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Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Markus Spiske

Der EU-Asylkompromiss war in den letzten Wochen immer wieder Thema hier bei โ€žTodayยดs Dayโ€œ. Am Donnerstag nun kamen die verantwortlichen Innenminister in Luxemburg zusammen. Die Ergebnisse der mehrheitlich beschlossenen Einigung โ€“ bestimmt durch das Primat der Abschreckung โ€“ liegen vor.

Schnellverfahren: Kommen Asylbewerber aus Lรคndern, die von der Gemeinschaft als sicher definiert wurden, werden sie in Einrichtungen untergebracht, die mit einem Gefรคngnis durchaus vergleichbar sein sollen. Zwรถlf Wochen darf die Prรผfung fรผr diese Personengruppe auf ein mรถgliches Bleiberecht maximal dauern. Fรคllt der Bewerber bei dem Verfahren durch, wird er abgeschoben.

Abschiebung in Drittstaaten: Ist eine Rรผckfรผhrung in das Heimatland eines Abgelehnten nicht umsetzbar, so soll es in Zukunft mรถglich sein, jemanden stattdessen in einen Nicht-EU-Staat auszuweisen. Einzige Bedingung: Die Person hat einen Bezug zu dem Land, in das sie nun gezwungen wird zu gehen. Ein solcher liegt bereits dann vor, wenn man den entsprechenden Drittstaat auf der Flucht durchreist hat.

Solidaritรคt: Bislang waren gerade Staaten an den EU-AuรŸengrenzen stark durch den Zustrom von Flรผchtlingen belastet. Wird diese Belastung zu groรŸ, sollen die Asylbewerber nach einem bestimmten Schlรผssel in andere EU-Lรคnder umverteilt werden. Weigern sich Mitglieder der Europรคischen Union Menschen aufzunehmen, mรผssen sie Ausgleichszahlungen an die Gemeinschaft entrichten.

Das sind die wesentlichen Regelungen des Kompromisses. Dieser ist im Detail noch auszu-gestalten. Und da das EU-Parlament ein Mitspracherecht in der Angelegenheit hat, wird man sich in den nรคchsten Monaten รผber das jetzt Beschlossene verstรคndigen mรผssen.

Die Bundesinnenministerin bezeichnete die Einigung als einen โ€žhistorischen Erfolgโ€œ. Die Durchfรผhrung von Asylverfahren in Drittstaaten habe man verhindern kรถnnen, Menschen-rechtsstandards wรผrden eingehalten werden.

Die Parteivorsitzenden der Grรผnen sind in der Bewertung des Kompromisses uneinig. Omid Nouripour findet, dass eine Zustimmung der Bundesrepublik notwendig war. Entgegengesetzt รคuรŸerte sich Ricarda Lang. Die Grรผnen im EU-Parlament sind alles andere als einverstanden. Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit, sie seien bei der gefundenen Einigung auรŸer Acht gelassen worden.

Das Ergebnis des EU-Innenministertreffens zeigt, dass sich in der Gemeinschaft der Geist von Abgrenzung, Nationalismus und Populismus zunehmend durchsetzt. Das hat wenig mit der Grundidee und den Prinzipien einer Union zu tun, die zusammenfรผhren und einigen will.

Dass die Bundesregierung โ€“ auch entgegen der Koalitionsvereinbarung โ€“ zugestimmt hat, hat einen sehr unangenehmen Nachgeschmack: Auch in unserem Land finden rechte und populistische Sichtweisen immer mehr Anhรคnger. Das zeigt sich auch in aktuellen politischen Umfragen. Diesen Krรคften gegenรผber einzuknicken, hier und in Europa, ist kein Zeichen von Stรคrke und schon gar kein Postulat eines Bewahrens dessen, wofรผr die Bundesrepublik steht. Freiheits- und Menschenrechte sowie Rechtsstaatlichkeit dรผrfen nie in Frage gestellt werden, sind niemals Verhandlungsmasse.

Meine grundsรคtzliche Auffassung: Allen Menschen steht es zu, dorthin zu gehen, wo sie leben mรถchten. Dabei muss es egal sein, ob sie aus Kriegsgebieten kommen, politisch verfolgt oder aus anderen Grรผnden ausgegrenzt, gefoltert oder in Gefรคngnisse gesperrt werden. Auf ein besseres Leben zu hoffen ist ebenso fรผr mich ein guter Grund, sich auf den Weg dorthin zu machen, wo die Chancen fรผr den Einzelnen und seine Familie besser sind. Auch vor diesem Hintergrund ist das politische Ergebnis von Luxemburg fรผr mich nur eines: Ein Beispiel unertrรคglicher Abschreckungspolitik. Langfristig wird dieses Konzept nicht tragfรคhig sein.