netkiosk.digital

Wo Meinungen aufeinander treffen

Hitze

Foto von Mike Erskine auf Unsplash

Autor und Sprecher

avatar
Elisabeth Siefert
avatar
Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

avatar
Thorsten A. Siefert

Foto von Mike Erskine auf Unsplash

Das Wetter vom Samstag, rund um unsere Berglandstudios herum: Verstรถrend. Angekรผndigt  worden war uns groรŸe Hitze. Zunรคchst gab es noch eine ordentliche Portion Restwรคrme vom Vortag, in der Nacht keine wirkliche Abkรผhlung. Daran anschlieรŸend zog es sich zu und es folgten Regenschauer. Mit ein bisschen Durchzug war Putzen kein Problem. Nรคchster Gang auf der Karte des samstรคglichen Wettermenรผs: Plรถtzlich drรผckende Schwรผle, wie aus dem Nichts. Sie hรคtten die Luft schneiden kรถnnen. Und als wir am Nachmittag zum Einkaufen etwas in Richtung Sรผden vorrรผckten, wurde die Sache nicht besser. Am Abend und in der Nacht zum Sonntag dann Abkรผhlung, angenehm. Und bei Ihnen?

Gestern war โ€“ wie im Wetterbericht vorab angekรผndigt โ€“ der bislang heiรŸeste Tag im Jahr. Am Nachmittag wurden an einer Station des Deutschen Wetterdienstes in Mรถhrendorf-Kleinseebach 38,8 Grad Celsius gemessen. Rekordwerte auch in anderen Teilen Bayerns, ebenso in Sachsen und lokal in Baden-Wรผrttemberg. Selbst an der Ostsee stellte man Temperaturen deutlich รผber 30 Grad fest.

Zurรผck nach Baden-Wรผrttemberg, hier wurde es in der Nacht auf Sonntag sehr ungemรผtlich. Gewitter, die ihren Ursprung in Frankreich hatten, zogen ins Land. Am Tunisee bei Freiburg wurde das Sea You Festival abgebrochen, 22.000 Menschen gelang es innerhalb von 40 Minuten das entsprechende Gelรคnde verlassen. Ein grรถรŸerer Sachschaden entstand in Ilsfeld im Kreis Heilbronn, dort erwischte ein Blitz eine Scheune, in der Strohballen lagerten. Es kam zu einem Brand.

Dieser Sommer ist heiรŸ und das fรผhrt zu mannigfaltigen Problemen, auch jenseits von Gewittern und Starkregen. Die groรŸen Flรผsse verlieren Wasser. Noch ist es nicht so dramatisch wie im letzten Jahr. Was den Rhein betrifft, gibt es bei Kaub eine Engstelle, hier liegt der Wasserpegel im Moment unter einem Meter, was fรผr einige Frachtschiffe bedeutet, dass sie dort nur mit reduzierter Ladung verkehren kรถnnen.

Deutlich schlechter ist die Lage an der Oder, hier sind die Pegel an den meisten Messpunkten zu niedrig, erste Einschrรคnkungen fรผr die Schifffahrt gelten bereits. Auch die Elbe ist betroffen, auf ihr kรถnnen Schiffe nur noch mit begrenzter Abladetiefe verkehren. Das ist der aktuelle Stand der Dinge bei uns.

Schaut man sich weiter auf unserem Kontinent um, ist die Lage oftmals noch problematischer. 4.500 Hektar Wald sind binnen weniger Stunden gestern auf La Palma verbrannt. Enorme Hitze, dazu Wind, die Verantwortlichen fรผr diese Katastrophe. Viel zu hohe Temperaturen herrschten am Wochenende auch in anderen Regionen Sรผdeuropas, in Italien oder Griechenland war es teilweise deutlich รผber 40 Grad heiรŸ.

Erschreckend ist, dass bereits in der Zeit vom 3. bis 6. Juli , so der italienische Meteorologe Mercalli, alle Temperaturrekorde auf diesem Planeten gebrochen wurden. Schauen wir uns um: In Kanada war die Zahl der Waldbrรคnde bis gestern auf 670 gestiegen, Millionen von Bรผrgern im Sรผden der USA leiden unter einer furchtbaren Hitzewelle. In der Nacht kรผhlt es in manchen Stรคdten nicht unter 38 Grad Celsius ab, Menschen retten sich bei Tagestemperaturen von bis zu 45 Grad in sogenannte Cooling Center, sie sind gerade fรผr Personen ohne festen Wohnsitz die einzige Chance zu รผberleben.

Es scheint fast so, als hรคtten wir es geschafft, den Planeten ordentlich aufzuheizen. Wetterextreme jeder Art bedrohen die Existenz von Pflanzen, Tieren und zuletzt auch Menschen. Dieser Satz wurde schon so oft gesagt, aber offenbar immer noch nicht verstanden: Die Natur braucht uns nicht, wir aber brauchen die Natur. Wenn unsere Einsicht erst dann einsetzt, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht oder nicht mehr verfรผgbar ist, dann wird es jedenfalls zu spรคt sein.