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Wo Meinungen aufeinander treffen

Die AfD antanzen

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Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von cottonbro studio

Kapitel 1 โ€“ Grundsรคtzliches: Wann eine Partei als demokratisch im Sinne des Grundgesetzes gelten kann, das lรคsst sich gut beurteilen. Steht sie zu den zentralen in unserer Verfassung festgeschriebenen Grundrechten und Werten? Wenn daran Zweifel bestehen, dann ist das an sich schon problematisch. Wenn bei einer aktuellen reprรคsentativen Umfrage 57 % der Menschen im Land den Begriff โ€žrechtsextremโ€œ fรผr angemessen halten, um diese Partei zu beschreiben, ist das รคuรŸerst bedenklich. Wenn dazu noch das Bundesamt fรผr Verfassungsschutz im Mรคrz 2021 die Partei zum rechtextremistischen Verdachtsfall erklรคrt โ€“ ein Widerspruchsverfahren der politischen Gruppierung gegen die Bestรคtigung dieser Einschรคtzung durch das Verwaltungsgericht Kรถln vom Mรคrz 2022 ist noch nicht entschieden โ€“ dann sollte man wohl deutlichen Abstand zu einer solchen politischen Vereinigung halten. Deren Bezeichnung รผbrigens lautet AfD. Und der Mann, dessen Abstandstempomat versagt hat oder der ihn absichtlich deaktivierte, er heiรŸt Friedrich Merz.

Kapitel II โ€“ Gestern: All diese grundsรคtzlichen รœberlegungen mรผssen ihm entweder egal sein oder er wollte einfach mal etwas ausprobieren. Jedenfalls wissen wir seit gestern, nachdem das ZDF das Sommerinterview mit dem CDU-Vorsitzenden ausgestrahlt hatte, unter welchen Bedingungen der Parteichef der groรŸen Volkspartei sich eine Zusammenarbeit mit der AfD vorstellen kann. Pardon: Konnte. Ausgeschlossen hatte er Kooperationen in gesetzgebenden Kรถrperschaften auf europรคischer, Bundes- oder Landesebene. So weit so klar. Allerdings: Eine Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene hielt er fรผr machbar, denn schlieรŸlich wรคre das zugrunde liegende Mandat der AfD ein Ergebnis demokratischer Wahlen.

Kapitel III โ€“ Die Reaktionen am Montagmorgen: Sie waren heftig, besonders auch innerhalb der CDU. Tenor: Es gรคbe einen Beschluss mit der AfD nicht zusammenzuarbeiten, und zwar in jeglicher Form. Daran habe man sich zu halten. Deutlich wurde auch immer wieder, dass aus der Sicht der CDU die AfD keine demokratische Partei ist, sondern als Bedrohung fรผr die freiheitliche Demokratie in der Bundesrepublik wahrgenommen wird. Lediglich, das konnte niemanden รผberraschen, der neue CDU-Generalsekrรคtรคr Carsten Linnemann stand seinem Vorsitzenden zur Seite und versuchte zu erklรคren, was Merz gemeint hatte.

Aus den anderen Parteien war die Kritik ebenso deutlich wie aus den eigenen Reihen. Sowohl von Seiten der Grรผnen als auch der FDP wurden die ร„uรŸerungen des CDU-Chefs scharf verurteilt.

Und es war die Bundesvorsitzende der Frauen Union, die ganz deutlich machte, warum es einen mal-so-mal-so-Umgang mit der AfD nicht geben kann: Die Partei und ihre menschenverachtenden und demokratiefeindlichen Inhalte, so Annette Widmann-Mauz, blieben die gleichen, egal auf welcher Ebene.

Kapitel IV โ€“ Zurรผckrudern: Das musste Friedrich Mรคrz dann im Verlauf des Montagvormittags. Er stellte klar, dass die Beschlusslage weiter gilt. Folglich werde es keine Zusammenarbeite der CDU mit der AfD geben.

Kapitel V – Schlussbetrachtungen

Kommen wir zum Anfang zurรผck. Meinte es Merz ernst? War es einfach nur ein Stimmungstest? Folgt Vorsitzende der groรŸen Volkspartei nur einer Entwicklung, die lรคngst begonnen hat? Mehr als einmal hat die CDU zusammen mit der AfD รผber Sachverhalte einvernehmlich abgestimmt. Traurige Berรผhmtheit erlangte eine Abstimmung im Kreistag zu Bautzen im Dezember letzten Jahres, bei der die CDU einem Antrag der AfD folgend dafรผr stimmte, Integrationsleistungen fรผr ausreisepflichtige Menschen zu kรผrzen. Und potentielle CDU-Kandidaten fรผr die im nรคchsten Jahr anstehenden Landtagswahlen kandidieren mรถchten, sie sehen die โ€žBrandmauerโ€œ-Politik der groรŸen Volkspartei gegenรผber der AfD kritisch. Die Motive von Merz, ร„uรŸerungen wie die Gestrige zu tรคtigen, sie sind sicher vielschichtig. Stoff fรผr zukรผnftige Analysen.

Eines allerdings sollte der CDU-Vorsitzende wissen und es muss eigentlich jedem Demokraten klar sein: Rechtsextreme Krรคfte lassen sich nicht wirklich kontrollieren und in eine Demokratie integrieren. Das zeigt die Geschichte.