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Technik und Gestaltung
Foto von Francesco Ungaro
Im Jahr 2016 verรถffentlichte das Umweltbundesamt eine Broschรผre mit dem Titel โWirkungen von Tempo 30 an Hauptverkehrsstraรenโ. Im Resรผmee des Papiers kann man nachlesen, dass nach damaliger Erkenntnislage diese Geschwindigkeitsbegrenzung an solchen Trassen รผberwiegend positive Wirkungen hat.โ Mehr Verkehrssicherheit, die Verminderung von Lรคrm- und Schadstoffemissionen und eine Verbesserung der Aufenthaltsqualitรคten seien positive Folgen einer Geschwindigkeitsreduzierung, die Mobilitรคt der Autofahrer werde dabei nicht รผbermรครig eingeschrรคnkt.
Und 2023? Viele Stรคdte und Gemeinden wรผnschen sich Tempo 30 in Innenstรคdten entlang der Hauptverkehrsstraรen. Darรผber berichtete im Januar tagesschau.de. Um dies aber umzusetzen, mรผssen entsprechende Vorschriften geรคndert werden, sowohl das Straรenverkehrsgesetz als auch die Straรenverkehrsordnung bedรผrfen zahlreicher Anpassungen. Denn gerade entlang von Hauptverkehrsstraรen kรถnnen die Kommunen nur unter besonderen Bedingungen einzelne Abschnitte als 30iger-Zone ausweisen. Das ist nicht ausreichend, denn auch dort wohnen und leben viele Menschen.
Insgesamt sind es 380 Stรคdte und Kommunen, die gerne mehr Tempo 30-Zonen einrichten mรถchten. Groรe und kleine Orte, sie haben sich รผber parteipolitische Grenzen hinweg zur Initiative โLebenswerte Stรคdteโ zusammengefunden. Das Problem, auf das die Verรคnderungswilligen stoรen, ist die aktuelle Gesetzeslage, die noch aus den Grรผndungsjahren der Bundesrepublik stammt. Hรถchste Prioritรคt in jenen Verordnungen hat eine Gewรคhrleistung eines schnellen und ungehinderten Verkehrsflusses.
Das zustรคndige Bundesministerium reagierte auf die Forderungen aus den Kommunen sehr zurรผckhaltend: Zu diesem Thema gรคbe es eine Arbeitsgruppe, hieร es aus Berlin und man verwies auf den Koalitionsvertrag. Hier habe man festgelegt, dass auch Aspekte wie Umweltschutz, Gesundheit und stรคdtebauliche Konzepte als zu berรผcksichtigende Faktoren mit in notwendige Gesetzesnovellen einflieรen sollen. Ein flรคchendeckendes Tempo 30, auch auf Durchgangsstraรen, werde es allerdings nicht geben.
Auf Merkur.de konnte man Anfang dieses Jahres nachlesen, was der ADAC Nordbayern davon hรคlt. Wรคhrend man Tempo 30 in Wohngebieten begrรผรt, findet man eine allgemeine Begrenzung der Geschwindigkeit auf diesen Wert problematisch. Gรคbe es dann keine โschnellen Hauptstraรenโ mehr und fiele der mit ihnen einhergehende Zeitvorteil weg, so wรผrden Verkehrsteilnehmer kรผrzere Routen wรคhlen, die dann auch durch Siedlungen fรผhren kรถnnten. Auรerdem mรผsste man alle Programmierungen fรผr die Ampeln anpassen. Besser sei es doch, Alternativen zum Auto attraktiver zu machen und den รPNV auszubauen.
Dass es funktionieren kann zeigt das Beispiel Helsinki. Das Ziel โVision Zeroโ, d.h. keine Toten und Schwerverletzten in Folge des Straรenverkehrs, wurde dort bereits 2019 erreicht. Den Verkehrsfluss anders zu gestalten, damit hatten die Finnen schon in den 90 Jahren begonnen. Mit dem Bau von Schwellen und Kreisverkehren griff man bremsend ein. 1992 senkte die Stadt die Hรถchstgeschwindigkeit und seit 2018 gilt Tempo 30. Zudem sind die Wege von motorisierten Verkehrsteilnehmern und solchen ohne diese Unterstรผtzung meist getrennt. Eine Ausnahme bilden groรe Hauptverkehrsstraรen, auf denen eine Fortbewegung mit 40 km/h erlaubt ist.
Es war ein langer Prozess, nicht ohne Widerstรคnde und Probleme. Und es bedรผrfte der Kontrolle. Doch der Erfolg der Maรnahmen in Helsinki, er ist unumstritten. Es ist also mรถglich, Tempo 30 umzusetzen. Schรถn wรคre es, wenn die deutschen Stรคdte die Mรถglichkeit erhielten, dies einmal in grรถรerem Umfang als bislang mรถglich auszuprobieren. Die Finnen, sie unterstรผtzen sicherlich gerne beratend, auch unser Bundesverkehrsministerium.


