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Diskussionspapier

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Thorsten A. Siefert

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Thorsten A. Siefert

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Erneut das Thema Asylrecht. Am vergangenen Sonntag berichtete die Sรผddeutsche Zeitung in einem Artikel รผber neue Details zu Plรคnen des Innenministeriums, die es ermรถglichen sollen, Abschiebungen von im Land รผber bereits lรคngere Zeit geduldeten Personen zukรผnftig schneller durchfรผhren zu kรถnnen. Fรผr die Betroffenen wird das im sogenannten Diskussionspapier des Innenministeriums Angedachte โ€“ dessen Umsetzung in geltendes Recht vorausgesetzt โ€“ von ganz enormer, lebensverรคndernder Bedeutung.

Konkret betreffen die vorgesehenen ร„nderungen den Paragraphen 60a, Absatz 5 des Aufenthaltsgesetzes, genauer dessen Sรคtze 4 und 5. In denen steht, dass Personen, die in der Bundesrepublik mehr als ein Jahr geduldet worden sind โ€“ das sind ausreisepflichtige Menschen, welche aus unterschiedlichen Grรผnden nicht abgeschoben werden konnten โ€“ einen Monat vor ihrer Abschiebung darรผber informiert werden mรผssen, dass diese nun ansteht.

Durch die Streichung der Sรคtze 5 und 6 wรผrde diese Mitteilungspflicht aufgehoben werden. Damit nimmt man den Betroffenen die Mรถglichkeit, all das, was sie vor dem Verlassen der Bundesrepublik ihre Belange betreffend noch regeln kรถnnten, zu erledigen. Mit der dann unmittelbar eintretenden Abschiebung haben sie auch keine Mรถglichkeit mehr, eine ihnen grundsรคtzlich immer zustehende rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

Clara Bรผnger, sie ist rechts- und fluchtpolitische Sprecherin der Partei der Linken im Berliner Parlament, kritisiert das Diskussionspapier des Innenministeriums deutlich. Eine solche Regelung fรผhre zu einem massiven Unsicherheitsgefรผhl und zu einer tatsรคchlichen Unsicherheitโ€œ bei den von der Abschiebung stรคndig Bedrohten. Bรผnger bezeichnete die Plรคne der Ministerin Faeser gegenรผber den Sรผddeutschen Zeitung als unverhรคltnismรครŸig und inakzeptabel.

Das im Diskussionspapier abgebildete Vorgehen ist absolut nicht nachvollziehbar. Es geht um Menschen, ggf. ganze Familien, die schon lange in der Bundesrepublik gelebt haben. รœber viele Jahre hinweg waren sie geduldet, hatten sich im Land eingerichtet, die Sprache gelernt, ihre Kinder besuchten unsere Schulen. Von einem Tag auf den Anderen sollen sie plรถtzlich gehen, werden aus allem herausgerissen, was sie sich hier aufgebaut haben, immer in der Hoffnung doch bleiben zu kรถnnen. Und eine Mรถglichkeit sich rechtlich zur Wehr zu setzen, wird ihnen auch nicht mehr gewรคhrt.

Zwei Dinge bleiben noch zu sagen: Offensichtlich ist dieses Papier auch deshalb in die Welt gekommen, um mit dessen Inhalten in anstehenden Wahlen Sympathisanten der AfD zu gewinnen. Das wird der SPD โ€“ fรผr diese kandidiert Frau Faeser in Hessen um dort Ministerprรคsidentin zu werden โ€“ mit groรŸer Wahrscheinlichkeit nicht gelingen. Potenziellen AfD-Wรคhlern wird die SPD vermutlich zu etabliert und immer zu weit von einer politisch rechten Ausrichtung entfernt sein.

Mehr noch aber geht es mir um Menschen, um deren Leben, deren Zukunft. Diese ist bei jemandem, der den Status eines Geduldeten hat, ohnehin ungewiss. Nach รผber einem Jahr der Duldung das Damoklesschwert der sofortigen Abschiebung รผber diesem schweben zu lassen, ist unmenschlich und aus meiner persรถnlichen Sicht eine Verletzung seiner Wรผrde. Ist es nicht die Wรผrde des Menschen, die dem Grundgesetz der Bundesrepublik folgend unantastbar ist?