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Erdbeerzeit

Foto von Anastasiia Petrova: https://www.pexels.com/de-de/foto/rote-erdbeeren-in-farbloser-plastikkiste-3734845/

Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Anastasiia Petrova

โ€žFrisch von deutsche Bauer!โ€œ so steht es auf dem groรŸen Schild an der Graf-Heinrich-StraรŸe in Hachenburg. Hier verkauft der freundliche Betreiber eines kleinen Schnellrestaurants, mitunter auch dessen Gattin, die ganze Saison hindurch die wunderbarsten erntefrischen Erdbeeren des Westerwaldes von einem Anhรคnger aus. Die erste Schale dort erwarb ich am Sonntag fรผr stolze 5 โ‚ฌ. Dafรผr spare ich dann am Mittagessen, Erdbeeren sind mein persรถnlicher Spargel.

Man bekommt sie natรผrlich auch andernorts, den Start der Erdbeerzeit feierte ich mit Frรผchten sehr guter Qualitรคt โ€“ Herkunft unbekannt โ€“ feil geboten von meinem Lieblingslebensmitteldealer Norma Mitte letzter Woche. Hier lag der Preis bei 1,49 โ‚ฌ. Und natรผrlich erhalten Sie die Frรผchte auch bei Rewe, Lidl, Aldi, Netto und Edeka. In jedem Fall sind die roten Leckerbissen, sofern sie ein wenig von der Sonne verwรถhnt wurden, ein Traum. Solo, leicht gezuckert mit Milch oder versteckt unter einem Berg von Sprรผhsahne.

Genug von persรถnlichen Glรผcksgefรผhlen. Fans der Erdbeeren aus lokalem Anbau, sie kรถnnen sie aktuell an einem unfrohen Gesichtsausdruck erkennen. Der Grund liegt in folgender Nachricht: Fรผr viele Bauern lohnt sich der Anbau nicht mehr, sie planen diesen alsbald einzustellen. Darรผber berichtete unlรคngst tagesschau.de. Die Produzenten, sie haben vor allem mit zwei Problemen zu kรคmpfen, die das Geschรคft mit den roten Frรผchten unrentabel machen: Die Kosten fรผr den Dรผnger sind gestiegen, zudem mรผssen die Erntehelfer mit dem Mindestlohn in Hรถhe von 12 Euro bezahlt werden. Darรผber hinaus gibt es starke Konkurrenz, die Saison ist relativ kurz und die Produkte mรผssen entsprechend ihrer Beschaffenheit unmittelbar nach der Ernte verkauft werden.

Erschwert wird die Situation durch Erdbeeren aus Portugal und Spanien, die gรผnstiger hergestellt und angeboten werden. Hier kรถnnen die bundesdeutschen Bauern nicht mithalten. Dass die Produktion heimischer Frรผchte bereits zurรผckgeht, kann man an der deutlichen Verringerung der Erdbeer-Anbauflรคchen erkennen.

Eine Hauptforderung der Bauern: Senkung des Mindestlohns fรผr den Sektor der Obst- und Gemรผseproduktion. Ja, das wรผrde helfen die Preise niedrig zu halten, aber wรคre es fair? Nein. Und ein Mehrklassen-Mindestlohnsystem stellt wohl eine Perversion des โ€“ und dass ist bedauerlich genug โ€“ leider unverzichtbaren staatlichen Eingriffs in die Lohnautonomie dar. Zudem: Bietet man den Erntearbeitern eine schlechtere Bezahlung an, dann werden sie in einen anderen Tรคtigkeitsbereich wechseln. Die vorgeschlagene MaรŸnahme stellt also keine Lรถsung dar. 

Die Situation ist schwierig. Zudem werden die Preise durch die andauernde Inflation in die Hรถhe getrieben. Wenn wir ein Interesse an heimischen Erdbeeren haben, kann den Landwirten aus der Region nur dadurch geholfen werden, dass wir ihre Produkte kaufen. Hรคufig erhalten wir โ€“ dies sollte ein Argument sein โ€“ eine frische und sehr gute Qualitรคt als Gegenwert fรผr den vergleichsweise hohen Preis. Wenn wir auch in Zukunft Obst und Gemรผse aus der Nachbarschaft kaufen und genieรŸen mรถchten, werden wir nicht umhin kommen, gerade jetzt die Bauern in unserer Nรคhe durch den Kauf ihrer Produkte zu unterstรผtzen, wenn es denn unser Portmonee zulรคsst.