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Foto von Ingo Joseph
Begonnen hatte alles vorletztes Wochenende. Nach dem Abschluss des ersten Teils des Parteitages der AfD teilte der Prรคsident des Bundesamtes fรผr Verfassungsschutz Thomas Haldenwang seinen Eindruck von der Veranstaltung mit der รffentlichkeit. Er hielt fest, dass das bei der Auswahl von Kandidaten fรผr die Europawahl Personen aus dem gemรครigten Lager der Partei kaum mehr berรผcksichtigt wurden. Unterschiedliche Bewerber fรผr eine mรถgliche Kandidatur hรคtten rechtsextreme Verschwรถrungstheorien geรคuรert.
Als Beispiel nannte Haldenwang die Idee des sog. โGroรen Austauschesโ. Dabei handelt es sich um ein Narrativ der Neuen Rechten. Es geht auf den franzรถsischen Autoren Ranaud Camus zurรผck und besagt, dass die Einwanderung von Menschen aus Afrika sowie wie dem Nahen und Mittleren Osten geplant sei. Die sich dadurch verรคndernde Bevรถlkerungsstruktur in Europa wรผrde schlieรlich zu einer entwurzelten Masse fรผhren. Eine solche Situation wรคre fรผr nicht genauer benannte Eliten, die weltweit agierend vor allem auf Profit aus seien, von groรem Vorteil.
Die รuรerung Haldenwangs, sie fรผhrte dazu, dass die AfD beim Verwaltungsgericht Kรถln vorstellig wurde und in einem Eilantrag verlangte, dass der Prรคsident des Bundesamtes fรผr Verfassungsschutz solche Stellungnahmen an diesem, also dem letzten Wochenende und auch darรผber hinaus unterlassen mรถge. Das Bundesamt gab der Kammer daraufhin freiwillig eine bis zum Ende des AfD-Parteitages begrenzte Stilhaltezusage, wie man betonte aus โRespekt vor dem Gerichtโ.
Am Montagmorgen war diese Frist dann abgelaufen. Haldenwang wiederholte in einem Gesprรคch mit dem ARD-Hauptstadtstudio seine Kritik an der AfD und verwies auf ein klar erkennbares ethnisches Volksverstรคndnis. Er bezog sich dabei erneut auf die von Parteimit-gliedern in der รffentlichkeit vertretene Idee des โGroรen Austauschesโ. Haldenwang betonte, dass damit die im Grundgesetz verankerte Garantie auf Menschenwรผrde fรผr bestimmte Bevรถlkerungsgruppen in Frage gestellt werden wรผrde. Der Prรคsident des Verfassungsschutzes stellte klar, dass die Information der รffentlichkeit รผber mรถgliche Gefรคhrdungen fรผr die freiheitliche demokratische Grundordnung eine wichtige Aufgabe zur Verteidigung derselben sei und zu seinem gesetzlichen Auftrag gehรถre.
Herr Haldenwang hat Recht. Wenn unsere Demokratie gefรคhrdet, ihr Fortbestehen gar bedroht ist, muss das thematisiert werden. Dies scheint mir eine wichtige Obliegenheit fรผr alle am meinungsbildenden Prozess beteiligten Gruppen zu sein. Im Falle der AfD heiรt das, sie und ihre Vorhaben genauer anzuschauen, diese sachrichtig mit ihren Konsequenzen in einer breiten รffentlichkeit zu erklรคren und objektiv aufzuzeigen, warum die Partei ins rechte Spektrum einzuordnen ist und was das konkret bedeutet. Dabei sollten sich alle Beteiligten, dies erscheint mir wichtig, um die Verwendung einer barrierefreien Sprache bemรผhen.


