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Er war 21 Jahre alt. Lorenz A. aus Oldenburg ist tot. Wie es dazu kam? Bislang ist bekannt, dass der junge Mann vor einer Diskothek Reizgas versprรผht hatte. Einige Personen wurden dadurch leicht verletzt. Lorenz A. flรผchtete, die Polizei verfolgte ihn. Der junge Mann habe die Ordnungskrรคfte, so berichten diese, mit einem Messer bedroht, schlieรlich habe er sich den Polizisten genรคhert und erneut Pfefferspray versprรผht. Daraufhin schoss ein nur sechs Jahre รคlterer Polizist auf Lorenz A., letzterer habe sich dem Beamten vorher bedrohlich genรคhert. Lorenz A. erlag wenig spรคter in einem Krankenhaus seinen Verletzungen.
Mittlerweile allerdings weiร man mehr darรผber, was sich in der Nacht zum Ostersonntag in der Stadt Oldenburg zugetragen hat, wenn auch die Ermittlungsarbeiten noch lange nicht abgeschlossen sind. Auf vorliegenden Videoaufnahmen รถffentlicher Kameras in der Stadt kann man das Messer, von dem berichtet worden war, nicht sehen. Es befand sich, wie sich spรคter herausstellte, in der Hosentasche des Getรถteten. Zudem ist auf den Aufnahmen zu erkennen, dass der junge Mann zwar auf die Ordnungskrรคfte zugegangen war, sich aber noch bevor die Schรผsse fielen, von ihnen abgewandt hatte.
Problematisch sind auch die Erkenntnisse, die sich aus der Obduktion ergeben haben: Demnach wurde Lorenz A. von hinten erschossen und dabei an der Hรผfte, dem Oberkรถrper und Kopf verletzt. Zudem streifte ihn ein Schuss am Oberschenkel. Ebenso schwierig: Die Bodycams, die die Beamten trugen, sie waren wรคhrend des Einsatzes nicht aktiviert. Der Polizist, der die tรถdlichen Schรผsse abgegeben hat, gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt, er ist zurzeit vom Dienst freigestellt.
In Oldenburg ist man entsetzt. Zum Gedenken an Lorenz A. wurden am Tatort Blumen abgelegt, Kerzen aufgestellt. Am Freitagabend fand eine Demonstration gegen Rassismus statt. Dieser sei, so die Veranstalter, bei der Polizei ein strukturelles Phรคnomen. 8.000 bis 10.000 Menschen nahmen an der Begegnung teil, geplant und durchgefรผhrt von der Initiative โGerechtigkeit fรผr Lorenzโ. Die Demonstration verlief friedlich, darum hatten sowohl der Oldenburger Bรผrgermeister als auch die Familie von Lorenz A. gebeten.
Es bleibt abzuwarten, was die weiteren Ermittlungen ergeben und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Nur eine lรผckenlose Aufklรคrung des entsetzlichen Ereignisses kann helfen, dass der Graben zwischen der Polizei und ihren Kritikern nicht noch tiefer wird. Und Einiges muss dringend รผberdacht werden: Wann und wie sind Schusswaffen einzusetzen, mรผssen hier bestehende Konzepte รผberarbeitet werden? Auรerdem: Gibt es bei der Polizei ein strukturelles Rassismusproblem, wenn ja, wie ist diesem zu begegnen?
Fรผr den Moment bleibt nur festzuhalten, dass ein junger Mann sein Leben verloren hat. Egal, wie man die Ereignisse einschรคtzt und bewertet: Jetzt ist es zunรคchst mal an der Zeit, um Lorenz A. gemeinsam mit seiner Familie zu trauern.


