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Wo Meinungen aufeinander treffen

Kiez Frauensee

Foto von Tyler Nix auf Unsplash

Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Tyler Nix auf Unsplash

Wer auf der Suche nach einer Unterkunft fรผr eine Gruppenreise mit jungen Menschen ist und sich fรผr einen Aufenthalt im Berliner Umland interessiert, der kรถnnte auf diese Einrichtung stoรŸen: Kiez Frauensee. Die Anlage ist โ€“ so lautet die Selbstauskunft im Netz โ€“ ein Kinder- und Jugenderholungszentrum. Klar formulierte Hauptziele der Betreiber kann man auf der Internetseite nachlesen, Zitat: โ€žkonsequente, nachhaltige Natur- und Umweltbildung, Jugendbildung und Jugendbegegnung mit auslรคndischen und behinderten Menschen zur Fรถrderung von Akzeptanz und Toleranz, Fรถrderung kultureller und sportlicher Beschรคftigungโ€œ. Ob die sprachliche Gestaltung der sicherlich guten Absichten der Betreiber insgesamt als gelungen bezeichnet werden kann, das sei jetzt einmal dahingestellt.

Eine Lerngruppe der Lina-Morgenstern-Schule aus Berlin-Kreuzberg entschied sich fรผr einen Aufenthalt in der nicht allzu weit entfernten Einrichtung. Dort wollte man sich gemeinsam mit Lehrern auf die Mathematik-Abschlussprรผfungen zum Erreichen des Mittleren Bildungsabschlusses vorbereiten. Der Aufenthalt in der gewรคhlten Unterkunft im Ort Heidesee, er verlief allerdings anders, als geplant oder gar erwartet.

Es war in der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag, als die Schulklasse sich plรถtzlich einer Situation ausgesetzt sah, wie sie eigentlich undenkbar sein sollte. Die Schรผler: Innen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, sie haben zum groรŸen Teil einen Migrationshintergrund, wurden mit fremdenfeindlichen ร„uรŸerungen beschimpft und bedroht, die von weiteren in der Anlage feiernden Jugendlichen ausgingen. Unter anderem war ihnen zugerufen worden: โ€žWir klatschen euch weg, ihr Kanackenโ€œ. SchlieรŸlich hรคtten die auslรคnderfeindliche Beleidigungen skandierenden Randalierer sogar versucht, in die Unterkunft der Klasse einzudringen.

Wer sind die Tรคter? Bislang bekannt ist, dass es sich um eine Gruppe junger Menschen handelte, die ordnungsgemรครŸ in der Einrichtung angemeldet gewesen war. Anlass ihrer Zusammenkunft: der 18. Geburtstag eines Mรคdchens, deren Mutter hatte den Aufenthalt im Kiez Frauensee gebucht. Die 17 bis 19jรคhrigen, ein Teil von ihnen offenbar vermummt und alkoholisiert, zeigten dann unverhohlen und mit Drohgebรคrden ihre rassistisch motivierte Abneigung gegen die Schรผler aus Berlin. Gestรถrt hatten sich die Randalierer offenbar โ€“ das ist der Stand der bisherigen Ermittlungen โ€“ an den Kopftรผchern, die einzelne Mรคdchen aus der Lerngruppe trugen.

Eine direkte kรถrperliche Auseinandersetzung der beiden Gruppen konnte von der alsbald gerufenen Polizei verhindert werden. Die von dem Vorfall Betroffenen wurden nach und nach von ihren Eltern unter Polizeischutz aus der Ferien- und Freizeitanlage abgeholt, nachdem die Lehrkrรคfte entschieden hatten, den Aufenthalt dort zu beenden. Die Prรผfung, auf die man sich vorbereiten wollte, sie wird wohl verschoben werden.

Erschreckend ist doch eines: In einer Freizeitanlage, die sich mit gewiss besten Absichten unter anderem interkulturelle Begegnungen als programmatisches Teilziel auf ihre Agenda gesetzt hat, geschieht genau das, was verhindert werden soll: Ein Mopp auslรคnderfeindlicher Jugendlicher beschimpft und bedroht Schรผler mit Migrationshintergrund. Und das Entsetzen von Politik und Verantwortlichen ist groรŸ. Dabei allerdings bleibt es, zumindest bis jetzt.

Rassismus und die Abgrenzung gegenรผber Fremden, sie sind in unserer Gesellschaft allgegenwรคrtig. Diese zu identifizieren und ihnen mit Aufklรคrung, notfalls aber auch mit Strafen, entgegenzuwirken bleibt weiterhin eine unserer vornehmsten Aufgaben. Den anderen kennen zu lernen, wert zu schรคtzen, als Teil einer gemeinsamen Kultur wahrzunehmen โ€“ es bleibt zu hoffen, dass der Kiez Frauensee sich dem Erreichen dieses Ziels alsbald wieder vollstรคndig und nach dem Ereignis des vergangenen Wochenendes noch einmal ganz neu zuwenden kann.