Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Jack Sparrow
Unser unglรคubiger Blick, er richtete sich auf den Einkaufswagen, den wir aus dem Supermarkt schoben. Gleichzeitig formulierten wir vor uns hin: โDafรผr?โ. In diesem Moment wurde mir etwas bewusst, was anderen Menschen schon lรคngst aufgefallen war: Gรผter des tรคglichen Bedarfs kosten erstaunlich viel Geld. Betrachtet man aktuelle Untersuchungen zum Thema steigende Lebensmittelpreise, so findet sich die Erklรคrung fรผr meine verzรถgerte Wahrnehmung der Entwicklung: Alleinstehende mit relativ hohem Einkommen spรผren die Inflation nur wenig. Das ist nicht nur sozial ungerecht, es ist leider auch wahr.
Dass wir deutlich mehr fรผr Lebensmittel ausgeben, dies ist erstaunlich und gleichzeitig auch nicht. รberraschend, weil die Inflationsrate im Mรคrz mit 7,4 % im Vergleich zu der Zeit davor deutlich gefallen ist. Nicht verwunderlich, da die Teuerungsrate fรผr Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr immer noch ansteigt und im vergangenen Monat bei 22,2 % lag. Fรคllt ihnen etwas auf? Richtig. Die Inflationsrate der Waren, die wir aus dem Supermarkt holen ist dreimal so hoch, wie der Preisanstieg in der gesamten Volkswirtschaft.
Woran liegt das? Gerne nennt man die Rohstoffpreise. Nein, die haben sich lรคngst wieder normalisiert. Dann sind es vielleicht die Betriebskosten im Lebensmittelhandel? Das stimmt, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Die Preiserhรถhungen haben ihren Ursprung tatsรคchlich bei den Herstellern, denen es vor allem darum geht, Gewinne zu realisieren. Arbeitsergebnisse der Forschungsabteilung der Allianz-Trade zeigen eindeutig in diese Richtung. Der Wunsch nach hรถheren Einnahmen scheint demnach verantwortlich zu sein fรผr ein Drittel der Preissteigerungen.
Sprechen wir รผber die Folgen. Wรคhrend gutverdienende Alleinstehende die Teuerungen kaum wahrnehmen, trifft es andere umso mehr, am meisten Paare mit 2 Kindern und einem Einkommen zwischen 2.000 und 2.600 โฌ. Aber auch wenn das Budget gleichartiger Familien hรถher ist, bleibt die zusรคtzliche Belastung spรผrbar. Alleinerziehende und -lebende mit niedrigem Einkommen sind in signifikantem Umfange von den Preiserhรถhungen betroffen.
Es trifft also vor allem diejenigen, die es nicht treffen sollte. Und wenn nichts mehr geht, dann bleiben nur noch die Tafeln, um die Grundversorgung sicherzustellen. Menschen, die fรผr ihre mitunter harte kรถrperliche und anstrengende Arbeit wenig Geld erhalten, sie geraten durch die aktuelle Entwicklung in besondere Schwierigkeiten, die jenseits der Zu-mutbarkeitsgrenze liegen. Das scheint die Lebensmittelhersteller nicht zu kรผmmern. Egal ist ihnen sicher auch, dass durch ihre Preistreiberei der Konsum anderer Gรผter reduziert wird und so ein gesamtwirtschaftlicher Schaden entsteht.
Was kann die Politik tun? Die Verbraucherzentrale hat eine Liste mit Forderungen formuliert: Das Bรผrgergeld ist deutlich anzuheben, Menschen mit niedrigem Einkommen sollen Sonderzahlungen erhalten, die Beitrรคge fรผr Gemeinschaftsverpflegungsangebote sind zu reduzieren, bei Obst, Gemรผse und Hรผlsenfrรผchten kรถnnte auf die Mehrwertsteuer verzichtet werden und Einrichtungen, die Essen fรผr Bedรผrftige anbieten, sie sollten mehr Unterstรผtzung erhalten. Und falls Sie zu dem Personenkreis gehรถren, den die aktuelle Entwicklung wirtschaftlich nicht sonderlich belastet, dann spenden Sie doch einmal wieder etwas fรผr die รถrtliche Tafel. Eine gut funktionierende Gesellschaft bedarf der Solidaritรคt, zeigen Sie Ihre.


