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Mangelware Schulabschluss

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Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

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In Bremen stieg die Quote auf 10 % an. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Berlin konnten den Anteil in den letzten Jahren erfolgreich vermindern. Bayern, Hessen und Baden-Wรผrttemberg stehen am besten da. Wovon hier die Rede ist? Es geht um den Anteil der Schรผler:Innen, die jedes Jahr unsere Schulen ohne Abschluss verlassen, im Durchschnitt sind es 6 % eines Jahrgangs, im Jahr 2021 waren das ungefรคhr 47.500 junge Menschen.

Ein GroรŸteil von Ihnen โ€“ 49 % – kommt von Fรถrderschulen, Gesamt- und Hauptschulen schneiden mit Werten von 20 bzw. 13 % besser ab, Zahlen, die fรผr das Jahr 2020 gelten. Auch bemerkenswert: Das Verhรคltnis Jungen zu Mรคdchen liegt bei 60:40. Und wรคhrend nur 4,6 % der deutschen Jugendlichen die Schule in diesem Jahr ohne Abschlusszeugnis verlieรŸen, so war der Anteil der auslรคndischen Schรผler:Innen mit 13,4 % um ein Vielfaches hรถher.

Dies alles sind Ergebnisse einer am Montag verรถffentlichten Studie der Bertelsmann-Stiftung durchgefรผhrt vom Bildungsforscher Klaus Klemm. Vergleicht man die aktuellen Werte mit den Zahlen von vor 10 Jahren, so ist festzuhalten, dass der Anteil der jungen Menschen ohne Schulabschluss seit 2011 stagniert. Diese Gruppe, so betont Klemm, habe deutlich schlechtere Zukunftschancen. Vor dem Hintergrund des Fachkrรคftemangels weist der Experte darauf hin, dass wir es uns nicht leisten kรถnnen, diese Heranwachsenden durchs Raster fallen zu lassen. 

Nicole Hollenbach-Biele, Senior Expert Schulforschung und Schulentwicklung bei der Bertelsmann Stiftung, weist darauf hin, dass ein fehlender Schulabschluss hรคufig in prekรคre Beschรคftigungsverhรคltnisse fรผhrt, besonders dann, wenn die Jugendlichen keine Ausbildung absolvieren, was auf 2/3 der Schรผler ohne Abschluss zutrifft.

Und was empfiehlt die Studie: Mehr individuelle Fรถrderung, frรผhzeitige Diagnose von Lernrรผckstรคnden. Hier sollen auch digitale Anwendungen helfen. Zudem soll ein System eingerichtet werden, das abschlussgefรคhrdete Schรผler direkt an die Jobcenter meldet, damit von dort aus die Berufsberatung frรผhzeitig tรคtig werden kann. SchlieรŸlich verweist man auf eine von der Bundesregierung geplante Ausbildungsgarantie.

So differenziert und gut, wie die Studie die aktuelle Situation beschreibt, so mager und blass sind die von ihr ausgehenden Empfehlungen. Die geforderten MaรŸnahmen โ€“ im Schwerpunkt muss man sich hier vor allem auf den Bereich der individuellen Fรถrderung konzentrieren โ€“ kรถnnen nur dann greifen, wenn fรผr Bildung deutlich mehr Geld ausgegeben wird. Qualifizierte Teams aus Lehrern und Sozialpรคdagogen, die kleine Gruppen betreuen, weit รผber das Lernen hinaus und ein sanfter, schrittweiser und begleiteter รœbergang in das Berufsleben kรถnnten mรถgliche Ansรคtze fรผr die Lรถsung des beschriebenen Problems sein.

Solche Praxen gibt es bereits, hรคufig finden wir sie in den Berufsvorbereitungsjahren der Berufsschulen. Hier erwartet die Schรผler ohne Abschluss eine Betreuung durch ein multi-professionelles Team, auf die Fรถrderung ihrer Stรคrken und Schwรคchen abgestimmter Unterricht und ein hoher Anteil von Mรถglichkeiten fรผr Praktika in Betrieben . Es wird oft noch das erreicht, was wรคhrend der Pflichtschulzeit nicht gelang: Ein Schulabschluss wird erworben, vielleicht sogar eine Lehrstelle gefunden.

Leider gelingt das Erreichen der Berufsfรคhigkeit erst mit solchen Modellen wie dem BVJ oder einem besonderen 10. Schuljahr. Doch warum es erst dann? Das liegt sicher zum einen an den besonderen Biografien und Fรถrderbedarfen der Jugendlichen, zum anderen aber auch daran, dass unser Regelschulsystem hier noch nicht ausreichend mit Personal aus unterschiedlichen Professionen ausgestattet ist, das ausreichend Zeit und Mรถglichkeiten hat, sich auf diese Schรผler:Innen und ihre Bedรผrfnisse einzustellen und mit ihnen den รœbergang in das Berufsleben gestalten kann.