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Wo Meinungen aufeinander treffen

Meloni und die RAI

Foto von Manuel Moutinho: https://www.pexels.com/de-de/foto/schwarze-vogel-auf-antenne-1804304/

Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Manuel Moutinho

In Italien ist es wohl nicht ungewรถhnlich. Aber eigentlich entspricht das Vorgehen nicht dem, was in einer modernen westlichen Demokratie mรถglich sein sollte. Dennoch ist es wohl zur Routine geworden, dass mit jeder neuen Regierung auch eine massive Einflussnahme auf wichtige Posten der RAI ausgeรผbt wird. Das ist fรผr uns irritierend, im Land am Mittelmeer kaum fรผr jemanden รผberraschend. Es sei denn, auf den Prozess rund um die Neubesetzung eines Postens wird die Aufmerksamkeit der ร–ffentlichkeit mehr gelenkt als sonst รผblich, ungewollt.

Gerรคuschlos kann man das Vorgehen der italienischen Ministerprรคsidentin, der postfaschistischen Georgia Meloni, jedenfalls nicht nennen. Entweder es war ungeschickt oder der Politikerin ist es vollstรคndig egal, dass man ihre Machenschaften ohne Mรผhe durchschauen kann. Zu vermuten ist Letzteres.

Die Person, um die es zunรคchst einmal geht, es handelt sich um den vergangene Woche zurรผckgetretenen RAI-Senderchef Fuortes, der รถffentlich erklรคrte unter der jetzigen rechtsnationalen Regierung nicht mehr in seinem Amt tรคtig sein zu kรถnnen. Vorausgegangen war ein Monate wรคhrender Konflikt zwischen ihm und der Regierung. Forderungen nach ร„nderungen des Programms oder der redaktionellen Ausrichtung wurden von Fuortes abgelehnt. Bereits im September hatte sich die Partei Melonis รผber den Senderchef beschwert. Nun hatte dieser also genug. Von Seiten der Regierung sieht man sich aber offenbar verpflichtet, ihm eine Stelle als Alternative anzubieten. Fuortes, so beschloss man, kรถnne nun Intendant des Theaters San Carlo in Neapel werden.

Das Haus dort, es hat allerdings einen Leiter, den Franzosen Steffanรฉ Lissener. Dies wohl wissend, wurde mit dem Beschรคftigungsangebot fรผr Fuortes gleichzeitig die in Italien geltende Hรถchstaltersgrenze von 70 Jahren fรผr Intendanten auf Menschen ausgedehnt, die eine andere Nationalitรคt besitzen. Das Lissener sich bereits im siebten Lebensjahrzehnt befindet, war damit also der Weg fรผr den ehemaligen RAI-Chef frei. Es sei denn, der franzรถsische Theaterchef ist mit seiner von ihm eingereichten Beschwerde beim zustรคndigen Arbeitsgericht erfolgreich.

Worum es der Regierung Meloni, das ist offensichtlich: Einflussreiche Positionen in Kultur und Gesellschaft, sie sollen mit politisch fรผr die Neofaschisten verlรคsslichen Partnern besetzt sein. Ganz besonders im Zentrum des Interesses ist dabei das staatliche Fernsehen RAI. Dem bisherigen Senderchef folgt ein langjรคhriger Vertrauter Melonis, Giapaolo Rossi. Ihm geht es darum, Schluss mit โ€žDauerprรคsenz der Linksintellektuellenโ€œ im Programm des Senders zu machen. Auch bestimmte Kulturschaffende, die dem linken Spektrum zuge-rechnet werden, sollen weniger prรคsent sein. Und auch die verantwortlichen Personen fรผr die wichtigsten Nachrichtensendungen, sie sollen mit politisch Getreuen besetzt werden.

Woran erinnert sie das? Ja, eine Verbindung zwischen Politik und Medien ist in Demokratien nicht ungewรถhnlich und das versucht wird, auf die Ausrichtung von Inhalten Einfluss zu nehmen, รผberrascht nicht. In zugespitzter Form kรถnnen wir solche Entwicklungen in der Tรผrkei, vollkommen unverhohlen in Russland beobachten. Damit das Konzept eines demokratischen Staates aber funktionieren kann, bedarf es unabhรคngiger, kritischer und vor allem staatsferner Berichterstattung. Alles Versuche, diese in welcher Form und in welchem Umfang einzuschrรคnken und den Regierenden wunschgemรครŸ auszurichten, sie fรผhren schlieรŸlich zu medialer Gleichschaltung, die einen รœbergang zu einer Autokratie โ€“ hรคufig politisches Ziel der Rechtspopulisten โ€“ erleichtert, vielleicht sogar final erst ermรถglicht.