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(es gilt das gesprochene Wort)
Es ist ein bekanntes Problem: Einen Termin beim Facharzt zu bekommen, dauert oft ewig โ gerade auf dem Land. In lรคndlichen Regionen fehlen schlicht ausreichend Fachรคrzte, sodass Patienten mitunter monatelang auf einen Termin warten mรผssen.
In einer Stichprobe fand das ZDF heraus, dass man zwar Termine bekam, diese aber bis zu 100โฏkm Fahrstrecke entfernt lagen.
Wenn es kaum Fachรคrzte in einer Region gibt, kann selbst der Termin-Service der Kassenรคrztlichen Vereinigung das Problem nicht lรถsen.
Genau so erging es mir: รber die offizielle Servicestelle (Tel. 116117) hรคtte ich zwar einen Hautarzt-Termin innerhalb von vier Wochen bekommen, allerdings in รผber drei Stunden Fahrzeit โ fรผr uns unmรถglich. Denn der Termin war nicht fรผr mich selbst, sondern fรผr einen pflegebedรผrftigen Menschen mit hohem Behinderungsgrad.
Woran liegt diese Misere? Hauptsรคchlich daran, dass die Facharzt-Versorgung รผber Jahre vernachlรคssigt wurde โ nicht etwa an zugewanderten Patienten oder Flรผchtlingen, wie manche behaupten. An der Terminknappheit sind keinesfalls ukrainische Geflรผchtete oder andere Zuwanderer schuld; es wurden schlicht zu wenige Fachรคrzte ausgebildet oder aufs Land gelockt. Die Politik hat zwar mit Gesetzen wie dem TSVG gegengesteuert, aber in der Praxis bleibt die Lage angespannt. Fรผr viele Patienten heiรt das: kreativ werden und neue Wege suchen.
Ich habe mich daher โ in Absprache mit der zustรคndigen Krankenkasse โ entschlossen, einen Online-Arztservice auszuprobieren. Konkret fiel die Wahl auf TeleClinic, einen deutschen Telemedizin-Anbieter, weil wir dringend ein Rezept und eine Verordnung (รberweisung) benรถtigten.
Die Anmeldung lief bequem รผber die Website: Zuerst wรคhlte ich die benรถtigte Fachrichtung (Dermatologie) und gab alle wichtigen Informationen ein. Dazu gehรถrten aktuelle Symptome, relevante Vorerkrankungen, derzeitige Medikamente und der Anlass der Konsultation. Noch vor den Details wurde allerdings die gesetzliche Krankenkasse abgefragt โ und hier stellte sich heraus, dass die Kasse des Patienten mit TeleClinic kooperiert.
TeleClinic hat mit vielen Versicherungen Partnerschaften. Als Versicherter einer Partner-Kasse gilt man als Premium-Patient und erhรคlt exklusive Vorteile.
Zu meiner Freude gehรถrte die Krankenkasse des Patienten dazu. Uns wurde also direkt mitgeteilt, dass der Termin noch am selben Tag, spรคtestens in 30 Minuten stattfinden wรผrde. Dieser Premium-Service umfasste zudem nรผtzliche Extras, zum Beispiel die Mรถglichkeit, an Sonn- und Feiertagen einen Arzt zu erreichen und sogar einen Foto-Hautcheck durchzufรผhren (man kann also Bilder einer Hautverรคnderung hochladen, die ein Arzt begutachtet).
Nach Eingabe aller notwendigen Informationen musste ich ein Konto anlegen. Hier zeigte sich eine kleine Hรผrde fรผr weniger IT-affine Menschen: Es reichte nicht, einfach eine E-Mail und ein Passwort einzugeben โ man musste auf ein Smartphone oder Tablet wechseln und dort die App nutzen. Die TeleClinic-App prรคsentierte sich aber sehr aufgerรคumt und nutzerfreundlich. Gleich nach der Registrierung bot sie mir an, Face ID zu aktivieren, was ich auch tat. Angesichts der sensiblen Gesundheitsdaten, die in der App verwaltet werden (Anamnesen, Rezepte, Arztbriefe etc.), habe ich ein sehr starkes Passwort gewรคhlt. Eine Zwei-Faktor-Authentifizierung wรคre mir noch lieber gewesen; leider bietet TeleClinic das aktuell nicht an. Ich kann an dieser Stelle allen nur raten, einen Passwortmanager zu verwenden, um sichere Passwรถrter zu erzeugen und zu verwalten โ mรถglichst einen eigenstรคndigen und nicht nur den Browser-Speicher. Insgesamt wirkte die App aber gut abgesichert und erfรผllte die Datenschutzvorgaben der EU.
Schon unmittelbar nach dem Login zeigte die App an, dass nach einem verfรผgbaren Arzt gesucht wird. Nach ein paar Minuten Wartezeit erschien die Meldung, mein Termin wรผrde innerhalb von 60 Minuten stattfinden โ meist gehe es aber schneller.
So war es dann auch: Bereits 10 Minuten spรคter erhielt ich eine E-Mail und eine Push-Benachrichtigung. TeleClinic hatte einen Arzt fรผr uns gefunden! Auf meinem iPhone sah ich รผber ein Live-Widget der App stรคndig den aktuellen Status, was sehr praktisch war โ ich musste nicht dauernd die App รถffnen, das Widget blinkte kurz auf, sobald sich etwas รคnderte.
Allerdings erlebten wir eine kleine Achterbahnfahrt: In kรผrzester Zeit wurden uns nacheinander vier รrzte zugewiesen โ und drei davon stornierten den Termin gleich wieder. Warum, blieb unklar, was uns natรผrlich verunsichert hat. Mรถglicherweise waren diese รrzte doch verhindert oder die Fachrichtung passte nicht exakt. Genau wissen wir es aber leider nicht. Zum Glรผck blieb der vierte Arzt schlieรlich dabei, und es hieร โIhre Sitzung kann jetzt beginnenโ. Ich hatte bei der Buchung angegeben, dass ich als Begleitung beim Termin anwesend sein wรผrde (der Patient ist ja beeintrรคchtigt). Dadurch war der Arzt nicht verwundert, zwei Personen im Video zu sehen. Der Wechsel in den Videomodus selbst war simpel, aber unsere Internetverbindung hakte zunรคchst: Wir hatten es zuerst mit mobilen Daten versucht โ und wie es in Deutschland auf dem Land so ist, reichte die Bandbreite fรผr einen Video-Stream nicht aus. Nach kurzem Ruckeln wechselten wir schleunigst zu einem verfรผgbaren WLAN in der Nรคhe. (Eine Bandbreiten-Messung vorab in der App wรคre ein sinnvolles Feature, um solche Probleme vorher abzufangen.) Mit WLAN lief die Videoverbindung einwandfrei, die Bild- und Tonqualitรคt waren รผberraschend gut.
Im Video-Call selbst wurden wir angenehm รผberrascht. Der Dermatologe war sehr freundlich und zugewandt. Trotz der Distanz fรผhlte es sich an wie ein โechterโ Arzttermin, nur ohne Wartezimmer. Der Arzt, der uns mit Namen, Fachrichtung und Sitz angezeigt wurde, hatte offenbar die vorab hochgeladenen Unterlagen (Befunde, Fotos der Hautstelle usw.) schon angesehen und konnte sofort gezielte Fragen stellen. Er lieร sich die Hautverรคnderung รผber die Kamera zeigen โ und die Bildqualitรคt reichte aus, damit er sie klar erkannte und diagnostizieren konnte. Sicherlich half, dass wir gutes Licht hatten und ein modernes Gerรคt nutzten.
Wir hatten einen Timeslot von 15 Minuten (glaube ich). Nach ungefรคhr 10 Minuten waren alle Anliegen besprochen: Diagnose, weiteres Vorgehen, notwendige Rezepte und Verordnungen. Es blieb sogar Zeit fรผr einen kurzen freundlichen Austausch am Ende. Der Arzt nahm sich die Zeit, unsere Fragen zu beantworten, und ich nutzte die Gelegenheit, mich fรผr die unkomplizierte Behandlung zu bedanken. Man merkte, dass auch รrzte diese Form der Sprechstunde schรคtzen, weil sie effizient und konzentriert ablรคuft. Der Arzt stellte im Anschluss sofort eine รberweisung (Verordnung) fรผr die weiterfรผhrende Behandlung und ein Rezept fรผr ein Medikament aus. Beides wurde digital hinterlegt. Vorsorglich schickte er die Verordnung auch verschlรผsselt per E-Mail. Die TeleClinic-App zeigte wenige Minuten nach dem Gesprรคch an, dass neue Dokumente verfรผgbar sind: Das Rezept, die Verordnung und sogar ein Arztbrief (Bescheinigung des Gesprรคchs und der Diagnose). Alle Dateien lieรen sich als PDF herunterladen, speichern oder auch gleich an einen Drucker oder einen Cloud-Dienst schicken. Das ging wirklich nahtlos.
Mein Eindruck: Telemedizin kann bereits heute viel mehr als man denkt. Patienten profitieren von diesen Angeboten enorm โ man spart Zeit, lange Anfahrtswege und Wartezimmer-Marathon, und ist nicht an klassische Sprechstundenzeiten gebunden.
Unser Fall hat gezeigt, dass eine Videobehandlung eine echte Lรผcke fรผllen kann, wenn vor Ort kein zeitnaher Termin zu bekommen ist. Gerade in lรคndlichen Gebieten ist das Gold wert. Natรผrlich gibt es ein paar Punkte, die man nicht vergessen darf:
Erstens: Nicht jeder kommt mit so einer App sofort zurecht. Fรผr รคltere Menschen oder Technik-Ungeรผbte ist der Prozess von Registrierung bis Videoanruf durchaus eine Hรผrde. Hier sind oft Angehรถrige oder Pflegende gefragt, zu unterstรผtzen. Ideal wรคre, solche Dienste noch nutzerfreundlicher fรผr Senioren zu gestalten โ zum Beispiel durch einfachere UIs oder Schulungsangebote. Auch fรคnde ich es gut, wenn TeleClinic und รคhnliche Anbieter Videogesprรคche รผber den PC (Webcam am Desktop) erlauben wรผrden. Momentan geht zwar vieles per Smartphone/Tablet, aber mancher Senior hรคtte vielleicht lieber den groรen Bildschirm am Laptop und eine feste Webcam.
Zweitens: Die digitale Infrastruktur muss stimmen. Unser Videoanruf hรคtte mit mobilem Internet alleine nicht funktioniert โ und das im Jahr 2025 in Deutschland. Es ist klar, dass Telemedizin nur so gut sein kann wie die verfรผgbare Internetanbindung. Wir brauchen dringend flรคchendeckend schnelles und stabiles Netz, sowohl stationรคr (Breitband) als auch mobil (4G/5G) โ sonst bleibt die schรถnste Telemedizin Stรผckwerk. Hier sind Politik und Telekommunikationsanbieter in der Pflicht, endlich gleichwertige Lebensverhรคltnisse zu schaffen, auch digital.
Drittens: Sicherheit und Datenschutz. Wie schon erwรคhnt, hรคtte ich mir Zwei-Faktor-Authentifizierung gewรผnscht, um das Konto noch besser zu schรผtzen. Anbieter sollten laufend daran arbeiten, hรถchste Sicherheitsstandards einzuhalten. Medizinische Daten sind besonders sensibel; ein Datenleck oder Missbrauch wรคre fatal. Bisher genieรt TeleClinic hier einen guten Ruf und wirkte vertrauenswรผrdig โ aber als Nutzer sollte man wachsam bleiben, starke Passwรถrter nutzen und im Zweifel nachfragen, wie die Daten gespeichert und รผbertragen werden. Insgesamt fรผhlte ich mich datenschutztechnisch gut aufgehoben, denn in Deutschland gelten strenge Datenschutzregeln (Stichwort DSGVO) und Telemedizin-Anbieter mรผssen diese einhalten. Ein Knackpunkt aus unserer Sitzung war die mehrfache Arzt-Stornierung ohne Erklรคrung. Das hat uns kurz verunsichert. Das Status-Update โTermin vom Arzt storniert, neuer wird gesuchtโ hat nicht geholfen, die Situation besser zu verstehen. Aber letzten Endes zรคhlte, dass wir innerhalb kรผrzester Zeit doch einen kompetenten Arzt in der Leitung hatten โ verglichen mit Monaten Wartezeit ist das verschmerzbar.
Meine Erfahrung zeigt, dass Telemedizin ein fester Bestandteil der Gesundheitsversorgung werden kann โ kein Ersatz, aber eine sinnvolle Ergรคnzung. Fรผr meine Generation und alle jรผngeren ist es vermutlich selbstverstรคndlich, per App einen Arzt zu konsultieren. Entscheidend wird sein, auch รคltere Generationen mitzunehmen und Vertrauen aufzubauen.
Hier spielen Hausรคrzte eine groรe Rolle: Einige Praxen bieten mittlerweile Video-Sprechstunden an, was ich sehr begrรผรe. Schlieรlich ist Medizin Vertrauenssache, und zum vertrauten Hausarzt hat man die grรถรte Bindung. Wenn dieser per Video einen kurzen Check-in macht, kann man sich viel Zeit sparen und bekommt trotzdem qualifizierten Rat โ und der Arzt kennt einen bereits, was die Online-Beratung erleichtert. TeleClinic selbst baut sein Angebot weiter aus. In der App habe ich gesehen, dass man Krankschreibungen oder Folgerezepte per Schnellzugriff anfragen kann, anscheinend ohne jedes Mal einen vollen Termin buchen zu mรผssen. Das werde ich mal ausprobieren.
Hรคufige Anliegen kann man offenbar direkt auswรคhlen (z.B. Bluthochdruck-Beratung, Blasenentzรผndung, Impfberatung, Asthma, Bindehautentzรผndung usw.), was dann vermutlich schneller bearbeitet wird. Sogar auf eine externe Depressions-App wurde verwiesen โ offenbar gibt es fรผr psychische Gesundheit auch digitale Angebote (was angesichts der Therapieplatz-Not sehr begrรผรenswert ist). Gerade in Bereichen wie Psychotherapie oder Psychiatrie, wo monatelange Wartezeiten gang und gรคbe sind, kรถnnte Telemedizin enorm helfen, zumindest erste Gesprรคche oder digitale Selbsthilfeprogramme bereitzustellen.
Fรผr uns hat sich das Experiment Online-Arzt absolut gelohnt. Statt viele Monate auf einen Dermatologie-Termin zu warten oder hunderte Kilometer zu fahren, hatten wir innerhalb weniger Stunden Hilfe โ bequem von zu Hause aus. Telemedizin ist natรผrlich nicht fรผr jeden Fall geeignet und ersetzt kein gebrochenes Bein im Krankenhaus. Aber in so vielen Situationen kann sie schnell und effizient unterstรผtzen: bei Alltagsbeschwerden, Folgerezepten, Zweitmeinungen oder eben in Regionen mit รrztemangel.
Mein persรถnliches Fazit fรคllt positiv aus: Ich werde diesen Service definitiv weiter nutzen, wenn es passt. Gleichzeitig hat die Erfahrung mir ein paar Punkte zum Nachdenken gegeben. Wir mรผssen in Deutschland dringend an unserer digitalen Infrastruktur arbeiten, damit solche Angebote flรคchendeckend funktionieren. Wir mรผssen รคlteren oder weniger technikaffinen Mitbรผrgern helfen, Zugang zu diesen neuen Versorgungswegen zu finden, damit niemand abgehรคngt wird. Und wir dรผrfen trotz aller Technik Datenschutz und Informationssicherheit nie aus den Augen verlieren โ Vertrauen ist die Basis jeder medizinischen Behandlung, online wie offline.
Packen wir es an und digitalisieren die Medizin dort, wo es sinnvoll ist โ im Dienste der Patienten. Dann muss auch niemand mehr unnรถtig in die Notaufnahme, nur weil der Husten am Wochenende kommt. Und die echten Notfรคlle bekommen schneller die Kapazitรคten, die sie brauchen.
In diesem Sinne: Die Zukunft der Medizin ist vernetzt, aber der Mensch bleibt im Mittelpunkt.


