Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Arthur Edelmans auf Unsplash
Setzen Sie sich in einer Stadt an einem beliebigen Platz auf eine Bank und machen Sie es sich gemรผtlich. Und dann schauen Sie sich um: Sie sehen gemรคchlich schlendernde Passanten, da kommt ein Bus von links, eine Schulklasse vermutlich auf dem Weg zum Museum von rechts, schlieรlich passiert die Stadtbahn den Ort Ihres Aufenthalts. Waren Sie aufmerksam? Wie hoch mag der Anteil der Menschen gewesen sein, die ihren Kopf gesenkt hielten, um auf ihr Smartphone zu schauen? Waren es 30-40 % oder vielleicht mehr? Eventuell hat es etwas mit meinem Alter zu tun, aber die unserer mobilen Erreichbarkeit geschuldete sich stรคndig wiederholende Abknickbewegung der Halswirbelsรคule, sie kann einfach nicht gesund sein und irritiert mich nach wie vor.
Genauere Zahlen diesbezรผglich hat die Allianz-Versicherung in einer Studie ermitteln lassen. Ergebnis: Es sind 43 % der Fuรgรคnger, die, wรคhrend sie sich durch den Verkehr bewegen, auf ihrem Handy schreiben. Ebenso problematisch: Ein Drittel der Befragten telefoniert, 25 % hรถren Musik. Permanente Ablenkung und die ist gefรคhrlich.
Maรnahmen, die dafรผr sorgen, dass man nicht stรคndig vom Handy abgelenkt wird, die gibt es bereits. Besonders gut finde ich den Fokus-Mode meines iPhones. Wenn ich Auto fahre, dann lรคsst es mich in Ruhe. In welcher Art und Weise ich รผber eine Nachricht oder einen Anruf informiert werde, zum Beispiel durch eine auf dem Zentraldisplay meines Fahrzeugs erscheinende Anzeige, das kann ich selbst vorher festlegen. Fรผr die Verkehrssicherheit ist das ein wichtiger Beitrag. Einen entsprechenden Fuรgรคngermodus kรถnnte man ebenso definieren und dann bei Bedarf aktivieren.
Problematisch ist es auch, wenn der Mensch mit seinem Knick-Genick in die Nรคhe einer Verkehrsregelanlage kommt und diese nicht bemerkt. Die Stadt Neuss hat unlรคngst einen Versuch gestartet, der zum Ziel hat, genau das zu verhindern. Und die technische Umsetzung, sie ist denkbar einfach und effektiv zugleich. Eine Reihe von LEDs projizieren, wenn die Fuรgรคngerampel dem Weitergehen Einhalt gebietet, rotes Licht. Dieses fรคllt groรflรคchig auf die Stelle, an welcher der Passant stehenbleiben soll, ist auf dem Boden, den eigenen Fรผรen und auch als Spiegelung auf dem sich ggf. in der Hand befindlichen Smartphone zu sehen. Eine eindeutige Aufforderung, nun stehenzubleiben und auf den Verkehr zu achten. Wie erfolgreich diese simple Methode ist, wird der einjรคhrige Testbetrieb in der Stadt Neuss nun zeigen.
Andere Stรคdte wie Augsburg und Kรถln hatten รคhnliche Anlagen eingerichtet, um Fuรgรคnger vor herannahenden Stadtbahnen zu warnen. In Kรถln hat dies Begleituntersuchungen zur Folge wenig gebracht. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass es einen nicht geringen Teil von Passanten gibt, die ein Talent haben, Signalanlagen vollkommen zu ignorieren. Diese Gruppe wird man vermutlich auch nicht mit einer Lasershow zum Anhalten motivieren kรถnnen.
Warten wir zunรคchst einmal auf die Testergebnisse aus Neuss. Dass zusรคtzlich regulierende Maรnahmen erforderlich sind, um die Verkehrssicherheit zu erhรถhen, ist unstrittig. Bis dahin: Deaktivieren Sie einfach mal ihr Smartphone, wenn Sie sich auf รถffentlichen Plรคtzen und im Verkehr bewegen und seien Sie offen fรผr alles, was Sie umgibt. Das ist sicher um vieles interessanter als die nรคchste, vermeintlich wichtige Nachricht auf ihrem tragbaren Telefon. Probieren Sie es aus.


