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Wo Meinungen aufeinander treffen

Von Fotos die keine sind

Foto von Alexas Fotos: https://www.pexels.com/de-de/foto/tier-pelz-kopf-gesicht-2341881/

Autor und Sprecher

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Elisabeth Siefert
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Alexas Fotos

โ€žMachen Sie sich doch mal selbst ein Bild von der Sache.โ€œ Gemeint ist: Verschaffen Sie sich einen eignen Eindruck, bilden Sie sich eine Meinung, positionieren Sie sich ggf. sodann. Hilfreich bei diesem Prozess: Die persรถnliche Anschauung der Sache um die es geht. Das allein funktioniert leider nur selten, weshalb wir auf zuverlรคssige Quellen und eine mรถglichst objektive Berichterstattung angewiesen sind. Bilder sind dabei hilfreich, kรถnnen aber genauso wie ein Text zum Transportmittel einer Manipulation werden. Es ist entscheidend, aus welcher Perspektive man fotografiert, welchen Moment man wรคhlt usw. Und natรผrlich gibt es da auch noch das Mittel der Fotomontage, das die Abbildung des Realen verรคndern kann. Wenn Bilder helfen sollen, Meinungen zu bilden, muss ich mich darauf verlassen kรถnnen, dass diese sorgsam โ€“ genau wie ein Text โ€“ auf ihre Zuverlรคssigkeit und ihren Wahrheitsgehalt geprรผft worden sind. Problematisch wird es, und damit erneut ein herzliches Willkommen beim Thema โ€žKรผnstliche Intelligenzโ€œ, wenn der auf den Fotos dargestellte Inhalt so lebensecht und authentisch wirkt, dass man eine Manipulation nicht vermuten mag.

Das Bild ging Ende letzten Monats um die Welt, fast mit Lichtgeschwindigkeit und freundlicher Unterstรผtzung sozialer Medien wurde es verbreitet: Der Papst in einer รผppig wirkenden weiรŸen Daunenjacke, sehr ungewรถhnlich, aber doch nicht vollkommen unmรถglich. Und genau um diesen Eindruck geht es den Schรถpfern solcher Fotos, etwas in die Nรคhe der Realitรคt zu rรผcken, macht das zu sehende glaubhaft. Exakt dort liegt die Gefahr manipulierter Aufnahmen. Eine Verschiebung oder Betonung eines Akzents, eines Bildelements reicht mitunter aus, um unsere Wahrnehmung und damit die Einordnung des abgebildeten Inhalts zu lenken, dorthin, wo man sie platziert wissen mรถchte. Erschaffen wurde der Fake-Daunen-Papst รผbrigens von KI โ€žMidjourneyโ€œ, der man in Worten mitgeteilt hatte, was man zu sehen wรผnschte. Genaues Hinschauen lรคsst einen jedoch erkennen, dass die Hรคnde des Kirchenoberhauptes noch etwas Optimierungsarbeit in Richtung Realitรคt erfordern und das aktuelle Alter des Papstes nicht ganz getroffen wurde. Diese Mรคngel erlauben โ€“ wenn man es denn mรถchte โ€“ die รœberfรผhrung der Aufnahme als Fake-Foto. Noch, denn KI-Systeme entwickeln sich stetig weiter und werden schnell besser, viel schneller viel besser.

Der Vertreter Petrus auf Erden in Daune, ein Einzelfall? So gar nicht. In einem Artikel von tagesschau.de, Unterrubrik Faktenfinder, werden weitere Bilder prรคsentiert, die รคhnlich wie das des Papstes auf den ersten Blick nicht vollkommen irreal erscheinen, es aber sind: Da sehen wir einen vor dem chinesischen Staatschef knienden Putin, der seinem Amtskollegen die Hรคnde kรผsst. Auch diese Aufnahme enthรคlt Bildfehler, wenn man genau hinschaut. Bei naiver Betrachtung wirkt sie aber durchaus ausreichend realitรคtsnah.

Erschreckender eine KI-Bildkonstruktion, die zurzeit vom AfD-Fraktionsvorsitzenden Norbert Kleinwรคchter auf Instagram geteilt wird. Bildunterschrift: โ€žNein zu noch mehr Flรผchtlingen.โ€œ Mรคnner sรผdlรคndischen Typs sind darauf versammelt, sie wirken aggressiv, wรผtend, den Mund aufgerissen. Was bei den Betrachtern fรผr ein Gefรผhl, fรผr eine Stimmung gegenรผber den dort zu sehenden Menschen erzeugt werden soll, das ist wohl offensichtlich. Der die Aufnahme verbreitende Kleinwรคchter sieht in der Verwendung derselben kein Problem. Tagesschau.de schreibt er auf Nachfrage dazu unter anderem, dass die Motive dazu dienen wรผrden, aktuelle Ereignisse fรผr jeden wiedererkennbar zu illustrieren. Und weiter: Von Fake kรถnne keine Rede sein.

Falls noch Zweifel an den Mรถglichkeiten von KI-Systemen bestanden: Diese wenigen Beispiele manipulierter Fotos zeigen, welche Gefahren hier schon jetzt von einem gezielten Missbrauch ausgehen. Noch reicht vielleicht genaueres Hinsehen und man entdeckt, dass irgendetwas nicht stimmig ist. Damit es zu diesem Eindruck kommt, muss man allerdings ausreichend irritiert und bereit sein, das zu sehende zu hinterfragen. Problematisch, neben der Weiterentwicklung und Perfektionierung der zugrundeliegenden Technologien ist vor allem aber die Bereitschaft, den Bildinhalt fรผr bare Mรผnze zu nehmen, weil dieser ohnehin eigene Ansichten und Grundeinstellungen positiv bedient. Damit befindet sich der so gesteuerte Betrachter genau an der Stelle, an die er gefรผhrt werden sollte. Und das ganz ohne groรŸe Mรผhe. Hier geht es nicht um eine Vorahnung von einer mรถglichen Gefahr, sie ist leider bereits heute allzu real. Bleiben wir also aufmerksam.