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Wollen wir das?

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Thorsten A. Siefert

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Thorsten A. Siefert

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In NRW begannen sie gestern. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen, dann Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein, ganz zum Schluss wie immer Baden-Wรผrttemberg, schlieรŸlich Bayern. Die Bundesrepublik, sie schaltet Bundesland fรผr Bundesland in den Sommerferien-modus um: Endlich keine Schule, Erholung fรผr Kinder und deren Eltern, auch fรผr Lehrer. Abstand vom Bildungsbetrieb. Verdient. Je nach verfรผgbarem Urlaub der Eltern werden Reisen gebucht. Gerne in die Ferne, fliegen dorthin, wo zuhause ganz weit weg ist. Dumm nur, dass die Fluggesellschaften und Touristikunternehmen die Ferienzeiten sehr genau kennen und ihren Vorteil daraus ziehen: Werden die Schulen geschlossen, ziehen die Preise deutlich an.

Kein Problem, dann fahren wir eben ein paar Tage frรผher. In den letzten Wochen passiert in den Bildungsfabriken nicht mehr sonderlich viel, diesen Eindruck jedenfalls mรผssen die Eltern haben. Tatsรคchlich geben sich Schulen groรŸe Mรผhe, die Zeit bis zu den Zeugnissen mit interessanten Veranstaltungen zu fรผllen: Wandertage, Museumsbesuche, ganze Projektwochen werden geplant und durchgefรผhrt. Kurz: Schule betreibt mitunter einen enormen Aufwand bei der Gestaltung des รœbergangs hin zu den Ferien. Bei vielen Sorgebe-rechtigten hinterlรคsst das offenbar keinerlei Eindruck. Man fliegt los, wenn es gรผnstig ist, vor Ferienbeginn.

Peter Meidinger, er ist der Prรคsident des Deutschen Lehrerverbands, brachte es jetzt in einem Gesprรคch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland auf den Punkt. Die Abwesenheiten der Schรผler vor dem Start in die Sommerpause, sie sind auffallend. Etwa 2 bis 2,5 Prozent der Schulpflichtigen fehlen. Die Eltern ermahnte er kein schlechtes Vorbild fรผr ihre Kinder zu sein, wenn es darum gehe, staatliche Regeln einzuhalten.

Das NRW-Schulministerium ist da sehr deutlich. Beurlaubungen, so steht es auf der Webseite des Bildungsressorts, um einen gรผnstigen Ferienflieger zu bekommen seien nicht zulรคssig. Die Schulpflicht, sie gelte, auch kurz vor und nach den Ferien.

Der Kรถlner Stadtanzeiger war es, der zu Beginn der Woche darรผber berichtete, was Eltern drohen kann, wenn sie sich nicht an die eindeutig kommunizierten Regeln halten. Fรผr NRW gilt, so berichtet die Zeitung, dass Schulen nicht genehmigtes Versรคumen an die zustรคndige Bezirksregierung melden kรถnnen, die dann ein BuรŸgeldverfahren einleitet. Mit 155 โ‚ฌ ist man mit Fehlzeiten bis zu 10 Tagen dabei. Bis zu 1.000 โ‚ฌ BuรŸgeld bei lรคngerer Abwesenheit sind mรถglich.

Entfernen wir uns von dem Ferienthema. Vielmehr geht es doch darum: Eine menschliches Miteinander fuรŸt auf รœbereinkรผnften, Strukturen und Regeln, die Menschen sich geben und deren Einhaltung sie vereinbaren. Nur so funktioniert ein Miteinander. Im Kleinen wie im GroรŸen, in der Partnerschaft wie im Staat. Wenn jeder sich nimmt, was er glaubt, dass ihm zusteht, zerfรคllt Gemeinschaft. Es fรคngt klein an: Das Einhalten der Ferienzeiten, das Beachten der Regeln beim Anstehen im Supermarkt oder beim Parken im Parkhaus. Passen wir nicht auf, und wir sind gerade dabei unaufmerksam und ignorant zu werden, dann verlegt sich die Inakzeptanz des einmal Verbarten ins GroรŸe. Wollen wir das?