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Vier Minuten guter Schlaf

Das Bild zeigt eine ruhige, nächtliche Schlafszene mit einem CPAP-Gerät und vermittelt die Atmosphäre von Erleichterung und Achtsamkeit.

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Bild mit KI-Unterstützung erstellt

Eine Stunde und 10 Minuten. So steht es im Protokoll. Eine Stunde und 10 Minuten mit einer kaum ausreichenden Sauerstoffversorgung, Werten herunter bis zu 80 %. Der Arzt erklärte es mir so: Stellen Sie sich vor, Sie bekommen keine Luft, weil Ihnen jemand ein Kissen auf den Kopf drückt. Dann nimmt er es für wenige Sekunden weg, bevor er dieses erneut auf ihr Haupt legt. Keine angenehme, schöne Vorstellung. Hier geht es nicht um schlechten Schlaf, sondern um eine akute Gefährdung der Gesundheit. Maßnahmen wurden erforderlich, umgehend.

Aufgefallen war das Problem während einer der immer wieder und häufiger werdenden Spiegelungen des Innenlebens, beinahe Routine. Unter der Schlafnarkose war lautes Schnarchen zu hören gewesen. Außerdem waren ständige, unterschiedlich lange Atemaussetzer aufgefallen. Die dringende medizinische Empfehlung lautete, den Schlaf genauer unter die Lupe zu nehmen.

Dafür muss man heute nicht mehr zwingend in ein Schlaflabor, wir leben in Zeiten des Mobilen. In der Praxis wird der Patient mit allen möglichen Messsonden ausgestattet, manche werden direkt angelegt, andere platziert man vor dem Schlafengehen selbst. Die Ergebnisbesprechung mündete in der Diagnose “Mittelschwere Schlafapnoe”, nur fünf Messpunkte entfernt von dem höchstmöglichen Messintervall. Dringender Rat: Erprobung eines Schlaftherapiegerätes.

Sie haben sicher von diesen Helfern gehört. Ein Kollege sagte “Ach, so ein Schnarchdings”, nachdem ich ihm davon erzählt hatte. Dass das Schnarchen verschwindet, ist bei diesem “Dings” tatsächlich ein Nebeneffekt, entscheidender ist, dass die Atemaussetzer aktiv unterbunden werden.  Dazu benötigt man ein CPAP-Gerät. Die Abkürzung steht für “Continues positive airway pressure”. Der Apparat sorgt also dafür, dass über die Nacht andauernd und dem Bedarf des Patienten entsprechend Luft mit einem definierten oder – wenn notwendig – einem sich erhöhenden Druck in die Atemwege geleitet wird. So bleiben diese offen und Aussetzer werden minimiert.

Noch am Tag des Arztgespräches ging es zum empfohlenen Fachhändler. Die Mitarbeiterin erklärte den Gebrauch des nächtlichen Begleiters, passte den Sitz der bevorzugten Maske an. Es folgten die ersten Übungen. Strange, aber nicht wirklich schlimm. Die Apparatur passt sich dem eignen Atemrhythmus an.

Zuhause angekommen erfolgte sofort der Aufbau. Abwarten war keine Option, zu dringend das Problem. Die erste Nacht verlief unruhig, aber irgendwann folgte der Schlaf. Hin und wieder eine Korrektur des Sitzes der Maske, bis alles wieder am Platz war. Und obwohl nicht viel Schlaf stattgefunden hatte, muss dieser gut und ausreichend gewesen sein. Das Aufstehen erfolgte schnell, das Gefühl des “Ausgeschlafenseins” war spürbar, nach langer, langer Zeit einmal wieder.

Seitdem sind jetzt über drei Wochen vergangen. Der Sitz der Maske ist optimiert, die Abläufe und Reinigungsgänge erfolgen entspannt und routiniert. Das Leben, das ist keine Übertreibung, fühlt sich an wie neu. Die Gedanken sind klarer, Entscheidungen fallen leichter, der Blick weitet sich. Und das Bedürfnis um 20 Uhr im Bett zu liegen, es ist verschwunden. Stattdessen diese Überlegungen: Was mag ich noch machen, was ist mir heute noch wichtig? Gut für sich zu sorgen, es gelingt besser. Der Zugewinn an Daseinsqualität ist unbeschreiblich. Wie schön das Leben doch wieder ist.