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Wo Meinungen aufeinander treffen

Vom Erinnern

Motiv: Ein weites, stilles Feld mit schlichten Gedenksteinen und dem markanten Güterwaggon auf der Rampe im Hintergrund. Figuren: Silhouetten eines Erwachsenen und eines Kindes, die Hand in Hand langsam über das Gelände gehen – ein Symbol für Erinnerung und Weitergeben an die nächste Generation. Atmosphäre: Überwiegend gedämpfte Erdtöne und Graustufen unter einem bewölkten Himmel, um die nachdenkliche, respektvolle Stimmung einzufangen. Komposition: Quadratisch, mit etwas Freiraum oben für Titel und Text-Overlays.

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto mit KI-Unterstützung generiert

Besucht habe ich die Gedenkstätte mehrfach, oft. Nicht an jeden Besuch kann ich mich genau entsinnen. Und vieles hat sich dort über die Jahre verändert. Jedes Mal ging ich mit einem Gefühl des nicht Begreifen Könnens über das Gelände, die Stimmung gedrückt, getragen von großer Trauer über den schrecklichen Verlust von so vielen Menschenleben.

Mitten in der Lüneburger Heide liegt eine Einrichtung, von der nicht viel geblieben ist:  Man geht herum um Massengräber, große Massengräber. Auf Gedenktafeln kann man lesen, wie viele Menschen hier jeweils ihre letzte unwürdige Ruhestätte gefunden haben. Außerdem gibt es eine Mauer der Erinnerung, ein jüdisches Denkmal, einen Obelisken. Von den ehemaligen Gebäuden findet man vereinzelt noch Fundamente, die Lagerstraßen sind noch erhalten. Hinzu gekommen ist ein im Oktober 2007 eröffnetes modernes Dokumentationszentrum mit einer beeindruckenden Dauerausstellung. Wer alles gesehen hat, der bekommt einen Eindruck vom Unfassbaren. Das ist das ehemalige Konzentrationslager Bergen-Belsen.

Zur Geschichte: Ein Teil eines Kriegsgefangenenlagers der Wehrmacht dort wurde im April 1943, so kann man in der Chronik nachlesen, von der SS übernommen. Zunächst diente die Einrichtung der Unterbringung von jüdischen Menschen, deren Freikauf man sich erhoffte. Entsprechend waren die Lebensbedingungen in Bergen-Belsen, vergleichbar besser als in anderen Lagern. Ab dem Frühling 1944 wurden dort auch nicht arbeitsfähige Männer aus anderen Konzentrationslagern untergebracht, später kam noch ein Frauenlager hinzu. Und mit der Aufgabe der Arbeits- und Vernichtungseinrichtungen der Deutschen entlang der Kriegsfront kamen immer mehr Menschen aus diesen Lagern nach Bergen-Belsen.

Der Alltag: Hunger, Durst und Seuchen. Die Häftlinge erlitten unvorstellbare Qualen, 52.000 Menschen verloren insgesamt ihr Leben. Die englische Armee befreite das Lager am 15. April 1945.

80 Jahre später – am vergangenen Sonntag – gedachte man der Toten in Bergen-Belsen. Der niedersächsische Ministerpräsident Weil dankte den Überlebenden für ihren Einsatz, ihren unermüdlichen Einsatz, dass das in Bergen-Belsen Geschehene nicht vergessen wird.

Bergen-Belsen ist ein Ort des sich Erinnerns, des Trauerns. Sie werden konfrontiert werden mit dem, was ich das Unbegreifliche nenne, auf eine stille und dennoch nachhaltige Art und Weise. Nehmen Sie sich Zeit, erkunden Sie das Dokumentations-zentrum, besuchen Sie die Lagerrampe. Dort steht ein Güterwaggon. Betreten Sie diesen, stellen Sie sich vor, darin über Stunden und Tage unterwegs gewesen zu sein, ohne zu wissen, was ihr Ziel ist. An einem warmen Frühsommertag heizt sich der Waggon sehr schnell auf, Sie werden nicht lange darin verweilen wollen. Die Menschen damals hatten keine Wahl, sie mussten bleiben. Gehen Sie von der Rampe aus den Weg zum Lager, es ist ein beachtliches Stück Weg. Besuchen und gedenken Sie auf dem ehemaligen Gelände der Einrichtung derer, die dort nach unfassbaren Qualen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.  

Ich lade Sie ein, diese Gedenkstätte aufzusuchen. Nehmen Sie Freunde mit, vielleicht ihre Kinder, wenn Sie in einem entsprechenden Alter sind. Erzählen Sie davon, was Sie gesehen haben, was Sie beeindruckt hat, was Sie traurig gemacht hat, was unbegreiflich geblieben ist. Wir dürfen nicht aufhören uns zu erinnern.